Herne. . Es war in Herne die größte und wohl auch sichtbarste Ansiedlung des vergangenen Jahres. Vor einem Jahr öffnete das Möbelhaus Zurbrüggen seine Türen. Im Gespräch zieht GeschäftsführerChristian Zurbrüggeneine erste (Zwischen)-Bilanz.

Es war in Herne die größte und wohl auch sichtbarste Ansiedlung des vergangenen Jahres. Vor einem Jahr öffnete das Möbelhaus Zurbrüggen seine Türen. Im Gespräch mit WAZ-Redakteur Tobias Bolsmann zieht Geschäftsführer Christian Zurbrüggen eine erste (Zwischen)-Bilanz.

Das erste Jahr ist vorüber. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?

Zurbrüggen: Wir sind sehr zufrieden nach diesem Jahr. Das Haus hat sich sehr gut entwickelt. Auch nach dem Abflauen der Eröffnungsneugier nach zwei Monaten und dem Einzug der Normalität sind die Zahlen in einem sehr guten Bereich. Unsere Pläne und Einschätzungen sind übertroffen worden. Man kann sagen, dass Herne eine positive Überraschung ist.

Lag diese positive Überraschung auch daran, dass Herne keine einfache Kundenstruktur hat?

Es stimmt zwar, dass andere Zubrüggen-Standorte eine höhere Kaufkraft besitzen, aber Herne hat das größte Potenzial. Wenn man einen Radius um Herne zieht, kommt man auf mehrere Millionen Kunden. Und viele von denen waren noch gar nicht bei uns. Da erwarten wir noch einiges. Außerdem stellen wir fest, dass gerade das Sortiment zum Mitnehmen in Herne sehr stark läuft.

Mit der Neueröffnung fachen Sie auch den harten Wettbewerb der Möbelhäuser im Ruhrgebiet noch einmal an. Die umfangreichen Werbemaßnahmen der Unternehmen spiegeln ihn ja deutlich wider. Kann man nur noch ab einer bestimmten Größe überleben?

Jein. Kleinere Häuser haben durchaus eine Chance, weil sie in anderen Einkaufsverbänden agieren und sich spezialisieren, zum Beispiel auf Polstermöbel. Mit einem Vollsortiment braucht man allerdings die entsprechende Fläche. Bei unserem Haus in Herne hatten wir zusätzlich den Vorteil, dass wir es ohne großen Aufwand in ein bestehendes Logistik- und Verwaltungssystem eingliedern konnten. Das spart Kosten.

Apropos eingliedern: Von den etwa 250 neuen Arbeitsplätzen ist ein erheblicher Teil mit Langzeitarbeitslosen besetzt worden. Hat sich dieses Projekt bewährt?

Unbedingt! Von den 110 Mitarbeitern, die größtenteils aus der Langzeitarbeitslosigkeit über eine Umschulung zu uns gekommen sind, sind immer noch 103 bei uns. Das ist eine sehr gute Quote. Unser Umschulungskonzept hat sich bewährt. Und deren Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Es finden konstante Schulungen an der Ware und für den Verkauf statt. Die Bereichsleiter sind Trainer für ihre Mitarbeiter. Man kann die Verbesserungen deutlich sehen. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Förderung der Mitarbeiter-Qualität auf Dauer von unseren Kunden honoriert wird.

Nicht ganz so gut lief es zu Beginn beim Verkehr...

...ja, es gab bekanntlich Probleme in der Anfangszeit, aber 2000 Fahrzeuge auf einmal waren einfach nicht zu bewältigen. Inzwischen läuft es aber reibungslos, auch an den kundenstarken Samstagen.

Hört sich an, als ob Sie rundherum zufrieden wären.

Das stimmt. Die Kochschule läuft sehr gut, ist ständig ausgebucht und wird weitergeführt, unsere Energiesparmaßnahmen wie Photovoltaik für den Eigenbedarf und Regenwasserversickerung haben sich bewährt.

Kein Wünsche?

Als guter Kaufmann habe ich selbstverständlich einen Wunsch: mehr Umsatz.

Unternehmen kauf auch in China Ware

Sie waren vor wenigen Tagen in China. Was war der Grund?

Wareneinkauf. Wir haben in Shanghai gute Stammfabrikanten, die bei uns seit Jahren als fester Bestandteil im Sortiment vertreten sind. Wir geben von Deutschland aus die Designs und Änderungen vor.

China und Asien - da bekommen Verbraucher sofort Bedenken bei der Qualität und den Produktionsbedingungen...

Billigimporte gibt es bei uns nicht. Wir beäugen die Sachen in punkto Qualität sehr kritisch. Wir haben Mitarbeiter, die in die Fabriken fahren und schauen nach, wie die Sachen hergestellt und verarbeitet werden. Außerdem lassen wir die Ware vom TÜV-Rheinland, der in Asien zahlreiche Standorte hat, nach deutschen Standards prüfen, und sind deshalb sehr sicher, dass unsere Ware unter vernünftigen Arbeitsbedingungen produziert wird.

Es scheint, als ob man auch in der Möbelbranche nicht ohne Importe aus Asien auskommt.

Sie werden auch in Zukunft ein großes Thema bleiben, vieles wird aber auch zurück nach Europa gehen. Das liegt auch daran, dass in China und anderswo die Lohnkosten stetig steigen.