Herne. . In der LWL-Klinik für Forensik in Herne proben Patienten für ihren großen Auftritt: eine Theateraufführung vor Angehörigen und Mitpatienten

Wer auf der Bühne steht, der gibt viel von sich Preis. Mimik, Gestik, Blick, all das verrät viel über eine Person. Die besten Schauspieler sind diejenigen, die ihre Gefühle offen zeigen, die mit dem Publikum interagieren und authentisch wirken. Für die Patienten der forensischen Kinik des LWL, die am Theaterprojekt teilnehmen, ist die Arbeit auf der Bühne eine ganz besondere Herausforderung.

Erfahrung mit Erkrankten

Fünf der acht Ensemblemitglieder stellen sich am Donnerstagnachmittag den kritischen Fragen der Presse. Die Männer wirken ein wenig zurückhaltend und nervös. Den größten Redeanteil überlassen sie lieber ihrer Regisseurin Katja Willebrand. Sie hat schon viel Erfahrung mit therapeutischem Theater und in mehreren LWL-Einrichtung mit psychisch Kranken gearbeitet. Willebrand arbeitet gern mit Improvisationselementen und Schauspielmethoden mit viel Körperseinsatz. Die aktuelle Produktion in der Herner Einrichtung basiert jedoch nicht auf Improvisationen, sondern auf dem zeitgenössischen Stück „Kommt ein Mann zur Welt“ von Martin Heckmanns.

Das Drama des westfälischen Autors erzählt die Lebensgeschichte eines Mannes, der gern ein Künstler wäre, mit dem Gesetzt in Konflikt gerät und Stimmen hört. „Es ist eine Geschichte über das Scheitern“, berichtet Willebrand. „Und es passt eben gut in eine Psychiatrie“, berichtet ein Patient lächelnd.

Trotz ihrer eigenen traurigen Lebensgeschichten gehen die Patienten das Projekt voller Elan an. „Mir gibt es Selbstbewusstsein, auf der Bühne zu stehen“, berichtet einer der Schauspieler. „Wenn man in einer Gruppe zusammen arbeitet, dann muss man die Berührungsängste ablegen.“

Hier greift auch der therapeutische Gedanke: „Uns geht es darum, unseren Patienten etwas Normalität zu bieten“, sagt die ärztliche Direktorin Ute Franz. „Theater spielen ist etwas, was man in seiner Freizeit macht. Der Alltag hier kann nicht nur aus reiner Therapie bestehen“.

So viel Freude die Proben auch machen: Es steckt viel Arbeit dahinter. „Wir mussten sehr viel Text auswendig lernen“, sind die Männer sich einig. Seit zehn Monaten haben sie das Projekt vorbereitet, gemeinsam mit dem Leiter der Klinik-Kreativwerkstatt Chris Tomaszewski. Bühnenbild, Kostüme, Requisiten, alles ist minutiös durchgeplant. Heute, am großen Tag, spielen sie vor Angehörigen und Mitpatienten. „Da ist das Lampenfieber besonders groß“, berichten die Männer. Aber das hat bekanntlicher jeder guter Schauspieler.