Wanne-Eickel. . Vor fast sechs Monaten hatAnnette Frenzke-Kulbachals Nachfolgerin von Helmut Domer die Leitung des städtischen Fachbereichs Kinder-Jugend-Familie übernommen. Über ihre ersten Eindrücke und künftige Aufgaben sprach sie mit WAZ-RedakteurinGabriele Heimeier.

Vor fast sechs Monaten hat Annette Frenzke-Kulbach als Nachfolgerin von Helmut Domer die Leitung des städtischen Fachbereichs Kinder-Jugend-Familie übernommen, der in der dritten Etage des Wanner Einkaufszentrums (WEZ) an der Hauptstraße 121 untergebracht ist. Über ihre ersten Eindrücke und künftige Aufgaben sprach sie mit WAZ-Redakteurin Gabriele Heimeier.

Haben Sie sich gut eingelebt?

Frenzke-Kulbach: Ich bin hier sehr gut aufgenommen worden und habe ein tolles Team vorgefunden, das mit hohem Engagement und Interesse bei der Arbeit ist.

Sie haben sich anfangs in diesen verwinkelten Gängen im WEZ nicht verlaufen?

Doch, habe ich. Die Beschilderung hier ist wirklich nicht kundenfreundlich. Wir haben deshalb Kontakt mit dem Gebäudemanagement aufgenommen. Die Beschilderung sollte sowieso erneuert werden.

Mit 450 Mitarbeitern ist der Fachbereich Kinder-Jugend-Familie der größte innerhalb der Stadtverwaltung. Können Sie kurz skizzieren, was alles dazu gehört?

Da sind die Kindertagesstätten, 64 insgesamt, davon 19 städtische. Wir arbeiten zurzeit mit Hochdruck an der Umsetzung der Betreuung von Kindern unter drei Jahren. Dann gibt es die Jugendförderung mit ihren vielen Einrichtungen in den Stadtbezirken, den Allgemeinen Sozialen Beratungsdienst, die Adoptions- und Pflegestelle, Jugendgerichtshilfe, Vormund- und Beistandschaften, das Familienbüro, die Erziehungsberatungs- und Schulberatungsstelle und die Betreuungsstelle.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Die einzelnen Abteilungen sind gut aufgestellt, es gibt hier gute Strukturen. Mit dem Leitungsteam arbeite ich daran, eine strategische Steuerung aufzustellen. Eine große Herausforderung ist der U3-Bereich. Wir wollen den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz umsetzen, ohne dabei Abstriche an der Qualität machen zu müssen. U3-Gruppen mit 15 Kindern möchten wir nicht. Ich bin zuversichtlich, dass wir das hinbekommen. Außerdem müssen wir das Qualitätshandbuch für den Sozialen Beratungsdienst überarbeiten und das Bundeskinderschutzgesetz integrieren, sowie ein Konzept für die Familienbildung in Herne erstellen.

Gibt es in Herne besondere Belastungsfaktoren?

Ein großes Problem ist, dass es Jugendliche ohne qualifizierten Bildungsabschluss gibt und viele Kinder, die in Armut leben und schwierigere Startbedingungen haben. Mit den „frühen Hilfen“ werden wir präventiv tätig. Der erste Ansatz ist für uns immer zu sehen, wie wir helfen können, was für Eltern und Kinder richtig ist. In den geringsten Fällen sind wir eine Eingriffsbehörde.

Trotzdem nehmen die Zahlen von den Fällen, in denen Kinder aus deren Familien genommen werden, seit Jahren in Nordrhein-Westfalen zu.

Laut Statistik ist die Zahl von Kindesmisshandlungen und -tötungen seit dem Jahr 2006 rückläufig. Aber es wird uns sehr viel mehr gemeldet, die Leute sehen nicht mehr weg. Wenn sich die Hinweise, die wir erhalten, als begründet herausstellen, bieten wir unsere Unterstützung an; sollte eine Kindeswohlgefährdung vorliegen, ist eine Herausnahme aus der Familie nur dann angezeigt, wenn ambulante Hilfen nicht mehr ausreichen. Das kann ja auch für eine vorübergehende Zeit sein.

Im vergangenen Jahr ist eine Zweigstelle der Erziehungsberatungsstelle in Herne-Mitte in Betrieb genommen worden. Soll es weitere Dependancen geben?

Nein, das ist gegenwärtig nicht geplant. Wir können die Nachfrage noch ganz gut beantworten, Erstgespräche finden meistens innerhalb von 14 Tagen statt. Danach kann es allerdings zu Wartezeiten für weitere Gespräche kommen. Wir sind jedoch angehalten, die „frühen Hilfen“ weiter auszubauen, um Eltern und Kinder möglichst frühzeitig zu erreichen und zu unterstützen, zum Beispiel auch mit Hilfe der Familienhebammen.

Die Stadt besucht seit einiger Zeit Eltern neugeborener Kinder, wenn dies erwünscht ist.

Und das wird gut angenommen. Wir erreichen mit diesem Serviceangebot etwa 80 Prozent der Eltern. Die, die ablehnen, haben häufig mehrere Kinder und kennen sich deshalb mit den angesprochenen Themen schon aus.

Ihr Vorgänger Helmut Domer hat auf die Frage, was er für seinen Fachbereich tun würde, wenn ihm eine gute Fee unbegrenzt Geld zur Verfügung stellen würde, geantwortet: Ein schönes Jugendzentrum für Herne-Mitte bauen. Was wünschen Sie sich von einer guten Fee?

Dass wir immer genug Personal für alle Abteilungen zur Verfügung haben und genügend Mittel, um den Kindern, Jugendlichen und Eltern immer die richtige Hilfe und Unterstützung, Betreuung, Anleitung und Förderung, Beratung und Freizeitgestaltung anbieten zu können.