Herne. . Das Politgeflüster am Samstag: Rechenspiele über Ratsmehrheiten für Werner Friedhoff, der seine Bewerbung für den Chefposten von Entsorgung Herne zurückgezogen hat. Und: Namen sind in der SPD nicht nur Schall und Rauch - siehe Michelle Müntefering.

Der Drops ist zwar gelutscht, doch nichtsdestotrotz drängt sich eine Frage auf: Hätte OB-Referent Werner Friedhoff bei der Wahl des Chefs von Entsorgung Herne im Rat auch ohne Grünen-Stimmen eine Mehrheit erhalten? Genährt werden diese Gedankenspiele vor allem durch die Linkspartei. Im Verwaltungsrat der städtischen Gesellschaft hatte Linke-Vertreter Heiko Fischöder wie auch die CDU für einen externen Bewerber – den Favoriten der Grünen – gestimmt. Inzwischen kritisiert die Linke jedoch die Nähe dieses Kandidaten zu den Grünen und spricht sogar vom „Grünen Filz“. Gleichzeitig lobt die Linke Friedhoff, den sie nach der Wahl im Verwaltungsrat zu einem Gespräch in die Ratsgruppe eingeladen hatte. Und: Wenn Friedhoff im Rat zur Wahl gestanden hätte, so ist zu hören, hätten die beiden Linke-Stadtverordneten ihn zumindest nicht abgelehnt wenn nicht sogar gewählt. Und da auch aus der (nicht im Verwaltungsrat vertretenen) FDP eher Positives über Friedhoff zu vernehmen ist und die SPD hier wohl (ausnahmsweise) geschlossen abgestimmt hätte, ist die These von einer Ratsmehrheit für diesen Bewerber nicht gewagt. Doch wie gesagt: Die Sache ist gelaufen, am Mittwoch sollen Weichen gestellt werden: Neu ausschreiben oder nicht – das ist die Frage.

RTL begleitet Michelle Müntefering

Klinken putzen wolle die SPD im Bundestagswahlkampf und möglichst viele Wähler zu Hause besuchen. So kündigte es Peer Steinbrück vor Wochen bei seiner Kür an. Michelle Müntefering (SPD) hat dieses Ziel schon erreicht: Sie war zu Gast in Tausenden von Herner und Wanne-Eickeler Wohnzimmern. Allerdings nicht persönlich, sondern dank eines Beitrags von Spiegel TV am Sonntag über sie und Doris Schröder-Köpf („Die Gattinnen der Genossen“). Im Windschatten des „Dschungelcamps“ erreichte das RTL-Magazin eine tolle Quote: Bis zu 3,02 Millionen Menschen schauten zu. Zu sehen bekamen sie u.a. die Bahnhofstraße und das SPD-Büro. Und auch bei einer Sitzung des SPD-Wahlkampfteams durfte das TV-Team dabei sein. Dort erklärte SPD-Chef Alexander Vogt: „Bei Michelle haben wir die Situation, dass sie durch den Namen, den sie als Nachnamen hat, unter der besonderen Beobachtung von Medien steht. ... Ich glaube, das können wir durchaus als Chance nutzen.“ Ob boulevardesk angehauchte Beiträge auf RTL das SPD-Ergebnis im Herner Direktwahlkreis entscheidend verbessern oder nur einer persönlichen Karriere dienlich sind, dürfte jedoch auch in der SPD umstritten sein.