Herne. . Werner Friedhoff hat seine Bewerbung um den Chefposten bei Entsorgung Herne zurückgezogen. Das teilte er am Dienstag in einem Schreiben an die Stadtspitze mit. Zugleich äußerte er in dem Brief, der der WAZ vorliegt, massive Kritik an den Grünen. Die Partei verteidigt ihr Vorgehen.
Der 49-Jährige, im Rathaus Leiter des OB-Büros, begründet seinen Schritt damit, dass er sich und seine Familie schützen und die städtische Entsorgungstochter nicht beschädigen wolle.
Zur Erinnerung: Ursprünglich sollte der von der SPD favorisierte Kandidat, selber SPD-Mitglied, die Nachfolge von Bernd Westemeyer in diesem Frühjahr antreten. Das lehnten die anderen Parteien im Verwaltungsrat ab, darunter auch der Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen. Dorothea Schulte, Fraktionschef des kleinen „Koalitionspartners“, legte noch einen drauf und kritisierte das „System SPD“. Sie forderte, dass „Beförderungen à la SPD“ im Rathaus der Vergangenheit angehören müssten.
Politische Kampagne
Friedhoff kann in seiner Bewerbung „keinerlei Skandalpotenzial“ erkennen, schreibt er an Dezernent Peter Bornfelder, den Vorsitzenden des Verwaltungsrates. „Ich kann glaubwürdig allein inhaltliches Interesse und inhaltliche Motivation an dieser Funktion erklären“, heißt es da. Vielmehr sieht er sich einer „politischen Kampagne“ ausgesetzt. Losgetreten worden, sagt er gegenüber der WAZ, sei diese von den Grünen. Schon weit vor dem Auswahlverfahren sei er mit einem „inhaltlichen Gesprächsangebot“ an die Partei herangetreten, das aber sei ihm verweigert worden. Offenbar hätten die Grünen in seiner Bewerbung eine Chance gesehen, dem größeren Kooperationspartner einen Knüppel zwischen die Beine werfen zu können. Auf der Basis von „Vorurteilen und Vorverurteilungen“ hätten die Grünen dann ihr Meinungsbild abgeschlossen, heißt es in dem Brief.
Klima negativ beeinflusst
Kritik am kleinen Kooperationspartner äußert auch Frank Dudda, Fraktionschef der SPD. Die Grünen hätten das Klima rund um die Bewerbung „deutlich negativ bestimmt“ – so sehr, dass Friedhoff schließlich von seiner Bewerbung zurückgetreten sei. Dass dem Leiter des OB-Büros zudem eine mangelnde Befähigung für das Amt des Chefpostens von Entsorgung Herne vorgeworfen worden sei, sei „hoch skandalös“. Nicht zuletzt kritisiert Dudda, dass sich in der Bewerbungsphase die Grünen, aber auch die anderen Parteien einem Gespräch mit Friedhoff verweigert hätten. Das sei ein „unappetitlicher Stil“. Wenn sich das nicht ändere, so Dudda im Blick auf die laufende Suche nach einem neuen Sozialdezernenten, werde „Herne Schaden nehmen“.
Grüne verteidigen Vorgehen
Die Grünen äußerten in einer Pressemitteilung zwar Verständnis für Friedhoffs Befremden gegenüber der Grünen-Ratsfraktion, verteidigten aber gleichzeitig das eigene Vorgehen. Von „Vorurteilen und Vorverurteilungen“, so der Vorwurf des OB-Referenten gegen die Grünen, könne keine Rede sein, erklärt Fraktions-Chefin Dorothea Schulte.
Die Grünen hätten den OB-Referenten wie jeden anderen Kandidaten behandelt; die Fraktion habe keinen der Bewerber persönlich eingeladen. Es sei aber „bezeichnend für das ganze Verfahren“, dass Herr Friedhoff für seine Person weitere Gespräche gefordert habe.
Dorothea Schulte: „Wir bleiben bei unserer Auffassung, dass ein Fachmann oder Fachfrau mit Erfahrung in der Versorgungswirtschaft auf dem Chefsessel von Entsorgung Herne sitzen sollte.“
Und so geht es nun weiter: In einer Sondersitzung will der Verwaltungsrat am Mittwoch kommender Woche das weitere Vorgehen abstimmen, kündigt Dezernent Bornfelder an. Denkbar ist etwa eine Neuausschreibung der Stelle.