Das kleine Wiacker-Abc: Die Traditions-Konditorei in Herne-Mitte erlebte in den vergangenen Jahren einen rasanten Aufstieg und hat nun Kunden in mehreren Ländern. Die dritte Generation steht bereits in den Startlöchern.

A

wie Anfang

Am Anfang war. . . die Konditorei Meyering in Ibbenbüren. Dort lernten sich Dieter und Margarete Wiacker einst kennen. 1959 erfüllte sich der Traum vom eigenen Geschäft: Sie übernahmen die Konditorei Weyher (heute: Caféhaus) an der Behrensstraße. Im Januar 1979 wurde das heutige Stammhaus an der Neustraße eröffnet, 1997 die Filiale an der Behrensstraße aufgegeben.

B

wie Braten

Der Mittagstisch ist an der Neustraße 1 ein ständig wachsender Geschäftszweig. Und auch zu Weihnachten mischen die Wiackers inzwischen kräftig mit: mit abholbereiten Komplettmenüs für vier bis sechs Personen. „Mittlerweile gehen circa 80 Gänse Heiligabend bei uns raus“, berichtet Rainer Wiacker. Doch nach wie vor gilt: „Die Konditorei ist unser Kerngeschäft!“

D

wie Dimensionen

Die Firma Wiacker betreibt heute neben dem Herner Stammhaus drei weitere Filialen – eine in Recklinghausen sowie zwei in Dortmund. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich in den vergangenen Jahren fast verdreifacht und ist von 28 auf 75 gestiegen. Die allesamt in Herne gefertigten hochwertigen (und hochpreisigen) Produkte gibt es inzwischen auch in zahlreichen Feinkostgeschäften in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Doch damit nicht genug: Firmen aus ganz Deutschland ordern in Herne – gerade zu Weihnachten – individuelle Werbegeschenke. So wurden jüngst ganz besondere Förderturm-Spekulatius fürs Bochumer Bergbaumuseum gebacken. Und: Keine Türme, sondern eine große Spezialtorte aus dem Hause Wiacker erhielten „Die Kochprofis“ von RTL 2 zur 200. Sendung.

E

wie Erdbeertörtchen

„Unsere Nummer 1“, sagen die Wiackers. Zum E wie Erfolgsrezept hüllen sie sich jedoch mit Ausnahme eines „Nur die besten Zutaten“ in Schweigen. Hier zumindest die nackten Daten eines an der Neustraße gekauften und handvermessenen Erdbeertörtchens. Höhe: 3,7 cm, Durchmesser: 6,4 cm, 18 Erdbeeren, Preis: 3,20 Euro.

G

wie Generationswechsel

Im Jahr 2000 übernahmen die drei Geschwister Frank, Rainer und Ute als gleichberechtigte Partner den Familienbetrieb, nur ein Jahr später starb überraschend ihr Vater. Margarete Wiacker steht trotz ihrer 77 Jahre noch heute regelmäßig im Geschäft und verkauft Trüffel und Pralinen: „Das lässt sie sich nicht nehmen“, sagt Rainer Wiacker. Seine Frau Vera ist zuständig fürs Marketing, die drei Filialen und die Großkundenbetreuung. Und auch die dritte Generation – zwei Kinder von Rainer Wiacker (22 und 19), zwei von Frank Wiacker (17 und 16) sorgt aushilfsweise für Unterstützung. Die Ausbildung beziehungsweise das Studium geht allerdings bisher anders als bei den Vätern – sie sind Konditormeister – in die betriebswirtschaftliche Richtung. Pflicht sei ein späterer Einstieg aber nicht. „Unsere Kinder sollen selbst entscheiden. Wir setzen keinem die Pistole auf die Brust“, betont Rainer Wiacker.

K

wie Katalog

Mehr als 150 verschiedene Torten hat Wiacker im Sortiment, dazu kommen Sahnedesserts, Gebäck, Trüffel und Pralinen sowie zu Weihnachten unter anderem auch Marmelade und Punsch. „Unsere Kunden liefern uns häufig Anregungen für neue Produkte“, sagt Reiner Wiacker. Ein Auszug aus dem „Tortenkatalog“ (den gibt’s wirklich): Baumkuchen Erdbeer, Grillagetorte, Lübecker Nusssahne, Baumkuchen-Apfel-Zimtsahne, Aidacremetorte, Birnenweinsahnetorte, Schwedische Mandelcreme . . .

N

wie Naoko

18 Auszubildende hat Wiacker zurzeit. Vor sechs Jahren zog es sogar eine Japanerin namens Naoko nach Herne, um bei Wiacker die Konditoren-Kunst zu erlernen. „Sie konnte zu Beginn kein Deutsch und musste erst einmal unsere Schriftsprache lernen“, erinnert sich Rainer Wiacker. Nach der Ausbildung sei sie nach Japan zurückgekehrt. Ob es dort heute „Eldbeeltöltchen à la Wiackel“ gibt? „Wir haben leider den Kontakt verloren.“

P

wie Promi-Faktor

Der WDR war bereits da. Und auch andere Fernsehteams drehten schon an der Neustraße. Viele Anfragen und auch Angebote für TV-Dokuserien-Formate habe man jedoch aus Zeitgründen absagen müssen, um die Produktion nicht unnötig zu belasten. „Wir tragen schließlich die Verantwortung für unsere Mitarbeiter“, sagt Rainer Wiacker.

T

wie Toilette

Eine kleine Anekdote am Rande: Frank Wiackers Einstieg in die Gastronomie erfolgte nicht im elterlichen Betrieb, sondern bei. . . McDonald’s in Herne. Für 6,50 Mark die Stunde schrubbte er dort als 16-Jähriger auch schon mal die Klos. „Eine gute Schule“, sagt Frank Wiacker über seine Zeit beim Burger-Brater.

Z

wie Zum Schluss

Schließen? Das ist (fast) ein Fremdwort an der Neustraße in herne-Mitte. An 362 Tagen im Jahr hat „Konditorei, Café und Confiserie Wiacker“ geöffnet. „Wir schließen nur am ersten und am zweiten Weihnachtstag sowie zu Neujahr“, so das Geschwister-Trio. Am heutigen Heiligen Abend ist übrigens bis 13 Uhr geöffnet.