Herne. . Zum Volkstrauertag am Sonntag fanden gleich zwei Kranzniederlegungen in Herne statt. Die CDU-Kreisvorsitzender Renate Sommer kritisierte die Verlegung der offiziellen Gedenkfeier.

Respektvolle Stille herrschte beim diesjährigen Volkstrauertag, der am Sonntag erstmals auf dem Wanner Waldfriedhof auf Hertener Stadtgebiet begangen wurde. Oberbürgermeister Horst Schiereck hatte mit der Verlegung der Feierlichkeiten auf die Kritik einer Gruppe von Schülern des Otto-Hahn Gymnasiums reagiert, die das Denkmal im Hauptfriedhof an der Wiescherstraße, an dem bisher die Kranzniederlegung stattgefunden hatte, als unzeitgemäß und unpassend beschrieben hatten.

Die Ansprache, die mit einer Blechblas-Kapelle und einem Männerchor die Zeremonie des Volkstrauertages bildete, galt zunächst der Erinnerung an Soldaten und Zivilisten, die in den Weltkriegen ihr Leben ließen. Doch auch die aktuelle politische Lage im Nahen Osten, insbesondere der Israel-Gaza-Konflikt und die andauernde Stationierung deutscher Soldaten in Afghanistan kam zur Sprache. Weiterhin wurde darauf hingewiesen, wie wichtig ein Ort zum Trauern für Hinterbliebene ist - und dass gerade Gedenkgräber von Soldaten Mahnmale für folgende Generationen seien, wenn es keine Zeitzeugen mehr gebe. Die Barmherzigkeit den Toten gegenüber solle auch in Zukunft aufrecht erhalten werden, damit den Toten ein Sprachrohr gegeben werden könne. Dem gemeinsamen Gebet folgte die feierliche Prozession über den Friedhof, zu deren Abschluss der Kranz auf den Gedenkgräbern niedergelegt wurde.

CDU empört über Ortswechsel

Als Reaktion auf die Verlegung der Feierlichkeiten auf den Wanner Waldfriedhof legten CDU und Junge Union einen eigenen Kranz am kritisierten Denkmal auf dem Hauptfriedhof nieder. Während die Debatte um den in den Augen der Schüler aggressiv dargestellten Adler bei der offiziellen Zeremonie nicht angesprochen wurde, eröffneten gleich zwei Ansprachen zum Thema die Kranzniederlegung der CDU und Jungen Union. CDU-Kreisvorsitzende Renate Sommer empörte sich über Oberbürgermeister Schierecks Entscheidung, der Kritik der Schüler gefolgt zu sein. Dies sei nicht nur undemokratisch, sondern verkenne auch den Sinn des alljährlichen Volkstrauertages. Das Denkmal des Adlers sei zwar Geschmackssache, räumte Sommer ein, trotzdem sei der Adler ein weltweites Hoheitssymbol und daher zu rechtfertigen. Die Gefallenen als Mörder und Marionetten zu bezeichnen, sei außerdem pietätlos und beleidigend, grundlegend falsch und den heutigen Soldaten gegenüber respektlos. Ein Großteil der Soldaten sei unfreiwillig eingezogen worden, gab Sommer zu bedenken.

Auch Timon Radicke (Junge Union) sprach sich in seiner Rede gegen das Vergessen und Verdrängen aus; abgeschlossen wurde die feierliche Kranzniederlegung durch eine stille Gedenkminute.