Herne. . Die Gewerkschaft Verdi ehrte am Freitagabend im Kulturzentrum ihre Jubilare. Stargast war Friedrich Stein. Er ist 100 Jahre - und davon 85 Jahre Gewerkschaftsmitglied.

Als Friedrich Stein am Freitag auf die Bühne des Kulturzentrums kommt, erheben sich die 700 Anwesenden in der Halle und applaudieren. Es ist, als würde ein Künstler für sein Lebenswerk ausgezeichnet werden. Ein bisschen ist es bei ihm ja auch so. „Ich bin 1927 in die Gewerkschaft eingetreten. Damals war ich in der Lehre.“ 15 Jahre war Stein damals alt. Jetzt ist er 100 Jahre alt, sitzt im Kuz an seinem Tisch inmitten all der anderen Jubilare und strahlt. Die Gewerkschaft des gelernten Chemiegraphen war damals der „Verband der Lithographen, Steindrucker und verwandter Berufe“. „Chemiegraphen haben die Illustrationen für Zeitungen und Bücher gemacht“, erklärt er.

Der Verdi-Bezirk Bochum-Herne hatte 1138 Jubilare aus den beiden Städten eingeladen, um die Kolleginnen und Kollegen zu ehren. Auf der Liste standen die Mitglieder, die auf eine 25-, 40-, 50-, 60-, 65-jährige Gewerkschaftszugehörigkeit zurück blicken konnten. Und auf 85 Jahre wie Friedrich Stein.

Auch Personalabbau war Thema

Den Gewerkschaftsverbund Verdi gibt es erst seit 2001, aber in ihm sind Gewerkschaften aufgegangen, die selber schon viel länger existieren oder sich aus noch älteren Verbänden entwickelt haben. So hat Verdi Mitglieder, die weit länger dabei sind als die Gewerkschaft selber.

Gudrun Müller, Geschäftsführerin des Verdi Bezirkes Bochum-Herne, führte die Ehrungen auf der Bühne durch. Sie freute sich über jeden einzelnen Jubilar. „Es ist mir eine Ehre, das zu tun.“

Einen besonderen Auftritt hatte Hernes Oberbürgermeister Horst Schiereck. Er sprang für Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz ein. „Meine Kollegin konnte heute Abend nicht kommen, weil sie an einer dringenden Aufsichtsratssitzung der Bochumer Stadtwerke teilnehmen musste.“ Gelächter im Saal, alle kennen den Grund für die Sitzung: Die Affäre um das 25 000 Euro-Honorar für Peer Steinbrück. Schiereck zeigte sich ebenfalls beeindruckt vom Jubilar Friedrich Stein. „Wenn ich wüsste, dass ich 100 Jahre alt werde, dann würde ich mir heute Abend einen trinken.“

Der Personalrat der Stadt Herne, Werner Fiedler, war als stellvertretender Bezirksvorsitzender von Verdi ins Kuz gekommen. „Wir werden uns in Herne mit den Auswirkungen aus dem Haushaltssanierungsplan auseinandersetzen. Insbesondere beschäftigen wir uns mit dem Personalabbau.“

Vielen Festrednern ist bei der Feier eines gemein: Sie weisen alle auf die Wichtigkeit der Gewerkschaften hin, freuen sich über die lange Mitgliedschaft der Jubilare und rufen alle im Saal Anwesenden auf, weiter mitzuarbeiten oder in eine Gewerkschaft einzutreten.

Friedrich Stein hört zusammen mit den anderen Gästen und Jubilaren allen Rednern zu. Und genießt dabei ein Glas Rotwein.