Herne. . Drei Tage lang können die Herner vom 6. bis zum 8. Dezember den 100. Geburtstag ihres Rathauses feiern, das am 6. Dezember 1912 festlich eingeweiht wurde.

Wer sich in diesem Jahr sowieso noch trauen will, dafür aber noch nicht das rechte Datum gefunden hat, sollte unbedingt den 6. Dezember in Erwägung ziehen: Denn an diesem für die Herner Stadtgeschichte speziellen Tag warten auf die Brautleute und deren Gäste einige besondere Überraschungen, wie Oberbürgermeister Horst Schiereck verrät. Dass Brautleute sich in dem mit dunkler Mooreiche vertäfelten Standesamt überhaupt das Ja-Wort geben können, haben sie den Herner Stadtvätern - Stadtmütter gab es damals noch nicht - zu verdanken, die sich vor hundert Jahren auch etwas trauten: Nämlich ein neues, repräsentatives Rathaus zu bauen, das am Nikolaustag, dem 6. Dezember 1912, feierlich eingeweiht wurde.

Aufstrebende Bergbaustadt

So pompös wie damals wird die 100-Jahr-Feier zwar nicht ausfallen: „Wir können bei unserer heutigen Kassenlage nicht wie 1912 aus dem Vollen schöpfen, als Herne eine aufstrebende Bergbaustadt war“, bedauert Schiereck. Aber dennoch sollen die Herner drei Tage lang ihr Rathaus feiern und neue Seiten an ihm entdecken können.

Der Donnerstag, 6. Dezember, ist zunächst wesentlich den gewählten Vertretern der Bürger vorbehalten, die zu einer festlichen Ratssitzung zusammenkommen, mit NRW-Landtagspräsidentin Carina Gödecke als Festrednerin. Wie vor 100 Jahren wird mit dem MGV Concordia 1892 Herne-Sodingen ein Männergesangverein den musikalischen Part beisteuern.

Am 7. Dezember, 17.30 Uhr, wird im Rathaus eine Ausstellung eröffnet, die die Geschichte des Gebäudes nachzeichnet und spezielle Aspekte herausgreift wie die Architektenwettbewerbe, mit denen die Stadtväter vor über 100 Jahren nach dem gelungensten Entwurf für das Herner Rathaus suchten. Die Ausstellung ist bis zum 9. Februar 2013 zu sehen.

Das Rathaus vom Keller bis zum Turm können die Bürger dann am Samstag, 8. Dezember, entdecken. Ob Gefängniszellen, Sitzungssaal, Oberbürgermeisterzimmer oder Büros - von 11 bis 18 Uhr stehen die Türen offen. Im 30-Minuten-Takt werden Führungen angeboten, bei denen unter anderem auch Herner Schätze wie die beeindruckende Amtskette, der Ehrenpokal und das Goldene Buch zu sehen sind. Das Goldene Buch wird übrigens bei der Festsitzung des Rates endgültig geschlossen: Die wenigen, noch freien Seiten sollen unbeschrieben bleiben. Weil ein neues Goldenes Buch der Zeit nicht angemessen sei, so Schiereck, wird es durch ein „Stahlbuch“ ersetzt.

950 000 Mark kostete der Bau des Herner Rathauses, das bis heute weitgehend original erhalten ist.

Als Architekt konnte der damals absolut angesagte Leiter der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule, Prof. Wilhelm Kreis, gewonnen werden.

Für Bürger, die am 6. Dezember an der festlichen Ratssitzung teilnehmen wollen, verlost die Stadt zehn mal zwei Karten an Anrufer, die sich am 12. November, 10 bis 11 Uhr, unter HER 16 27 54 melden. Sie können die Feier von der Besucherloge verfolgen, wo 1912 die Frauen der Stadtverordneten Platz nahmen.