Wanne-Eickel. . Die Auseinandersetzung zwischen Belegschaft und Geschäftsführung der Wanne-Herner Eisenbahn geht in die nächste Runde: Nun soll ein Wirtschaftsprüfer das angeschlagene Logistikunternehmen durchleuchten.
Eine ebenso spontane wie aussagekräftige Umfrage: „Wer ist bereit, auf Geld zu verzichten?“, fragt Betriebsrat Günter Strobel am Sonntag in die Runde der zur Rauchpause vor der Verdi-Zentrale an der Brunnenstraße versammelten Mitarbeiter der Wanne-Herner Eisenbahn. Ergebnis: Alle Arme bleiben unten. „Einen symbolischen Euro im Jahr würde ich wohl geben“, scherzt einer.
Offiziell standen die Gewerkschaftsmitglieder unter den 116 Mitarbeitern des angeschlagenen Unternehmens – etwa 70 Prozent sind organisiert – in der Herner Verdi-Zentrale vor einer anderen Frage: Soll ein neutraler Wirtschaftsprüfer die finanzielle Situation der Stadtwerke-Tochter durchleuchten? Auch hier war die Antwort eindeutig: Ja, eine solche Prüfung soll es geben.
Wie berichtet, hatte die Kündigung des seit Jahrzehnten gültigen Zusatztarifvertrags — er regelt die Gewährung übertariflicher Leistungen — zum 1. Januar 2013 durch die WHE-Geschäftsführung für böses Blut gesorgt. Der Protest der Belegschaft ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die Mitarbeiter u.a. über einen fünfeinhalb Jahre gültigen Notlagentarifvertrag und einen Verzicht auf Tariferhöhungen auf Geld verzichtet haben. Der Tenor: Das Maß sei nun voll, die Mitarbeiter hätten genug Opfer gebracht!
Bevor der Zusatztarifvertrag auf Landesebene zwischen Gewerkschaft und dem Arbeitgeberverband verhandelt wird, muss nun zunächst der von Verdi bestellte (und von der WHE bezahlte) Prüfer seines Amtes walten. Zu klären ist vor allem die Frage: Erfordert die Lage der WHE wirklich weitere Einschnitte beim Personal? Diese Prüfung wird wohl noch bis Anfang 2013 dauern, glaubt Michael Wiese vom Verdi-Landesverband. Nicht gerade erfreut sei man darüber, so Wiese, dass die WHE-Spitze in Einzelgesprächen mit Mitarbeitern über einen „freiwilligen“ Lohnverzicht reden wolle. „Sobald wir feststellen, dass hier Druck ausgeübt wird, werden wir reagieren“, so WHE-Betriebsrat und Verdi-Vorstand Wilfried Kohs.