Herne. . Heike Kartzinski und Günter Hauswirth gründeten die Gruppe „Du lebst schon lange in Herne, wenn...“. Mittlerweile zählt die Gruppe 3800 Mitglieder. Es werden Treffen im realen Leben organisiert.
Manchmal verselbstständigen sich die Dinge bekanntlich, gerade im Internet, vor allem bei Facebook. Günter Hauswirth ist so etwas passiert: Im sozialen Netzwerk Facebook gründete er eine Gruppe, er nannte sie „Du lebst schon lange in Herne, wenn...“, und allzu viel dachte er sich dabei nicht. Ansprechen wollte er alle Herner, die etwas mit diesem Satz anfangen können, die ihn mit eigenen Erinnerungen zu komplettieren wissen. 480 Mitglieder zählte die Gruppe nach nur einem Tag, erzählt Hauswirth, 1000 Herner wollten an Tag 2 Teil der Community sein. Nach einer Woche waren es 3000, erzählt Hauswirth. „Da habe ich mich erschrocken.“
Es soll um Herne gehen
Günter Hauswirth ist 58 Jahre alt, er lebt in Herne-Mitte und bis vor kurzem loggte er sich nur ab und an bei Facebook ein. „Ich habe immer mal reingeguckt“, sagt er. Das sollte sich ändern. Vor zehn Wochen gründete er zusammen mit Heike Kartzinski seine Gruppe, inspiriert durch ein ähnliches Projekt in Hagen, nun beschäftigt ihn Facebook mehrere Stunden am Tag. Es gilt, neue Mitgliederanfragen zu bestätigen, Kommentare zu lesen und gegebenenfalls zu beantworten. Oder zu löschen, wenn sich die Mitglieder nicht an die Spielregeln halten. Werbung ist verboten, die Gruppe für eigene Zwecke zu missbrauchen sowieso. Es soll um Herne gehen. „Ich bin da sehr penibel“, sagt Hauswirth.
Alte Bekannte
Die Nutzer posten Fotos alter Herner Gebäude, alter Straßenbahnen und Straßenzüge. „Da ist heute eine Apotheke“, überschreibt einer ein Bild, das in der Nähe des Bahnhofs entstanden ist. Zu einem anderen Foto heißt es: „Da gegenüber habe ich mal gewohnt.“ Sehr nostalgisch geht es zu in der Gruppe, die meisten Mitglieder seien weit über 30 Jahre, sagt Hauswirth, viele über 50 und 60. Er selbst habe schon alte Freunde wiedergetroffen, manche habe er 20 Jahre nicht mehr gesehen.
Die digitalen Freundschaften überführten die Gruppen-Mitglieder nun sogar ins reale Leben. Beim Heimspiel der Westfalia Herne habe man sich zuletzt getroffen, und – etwas gemächlicher – in der Eisdiele. Vor zwei Monaten veranstaltete Hauswirth eine Party. Eine Wirtin, selbst Gruppenmitglied, stellte ihre Räumlichkeiten zur Verfügung, 170 Gruppenmitglieder kamen. Schon in den nächsten Tagen soll es eine weitere Zusammenkunft geben. 400 Einladungen hat Günter Hauswirth per Privatnachricht verschickt, den Veranstaltungsort gibt er vorerst nicht bekannt. Man wolle in geschlossener Gesellschaft feiern, sagt er. Heißt: Er möchte die Dinge unter Kontrolle behalten. Verselbstständigen sollen sie sich nicht.