Die IHK Mittleres Ruhrgebiet fordert den Ausbau der Autobahn 42 auf sechs Spuren zwischen Herne und Bottrop. Der Grund für den Vorstoß: Schon heute sei die A42 ähnlich belastet wie die A40, in einigen Jahren drohe der Verkehrskollaps.
Der Name „Parkautobahn“ klingt fast idyllisch. Doch die Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet hat eine andere Bezeichnung für die A42: Nadelöhr. Die IHK fürchtet, dass die Autobahn in einigen Jahren den Verkehrskollaps erleidet und stellt deshalb eine deutliche Forderung auf: Ausbau auf sechs Fahrspuren von Herne bis nach Bottrop.
Welche Argumente führt die IHK ins Feld: Verkehrszählungen hätten offenbart, dass die A42 mittlerweile ähnlich strapaziert werde wie die A40. Auf dem Abschnitt zwischen dem Autobahnkreuz Herne (A43/A42) und Gelsenkirchen-Bismarck hat sich die Fahrzeugdichte laut IHK auf 80 000 pro Tag eingependelt - das gleiche Niveau wie auf der A40 zwischen Gelsenkirchen-Süd und Bochum-Dückerweg. Sprichwörtlich erschwerend komme hinzu, dass der Anteil des Lkw-Verkehrs auf der A42 höher sei. „Das liegt zum einen daran, dass die A42 schon längst als die erste Ausweichstrecke für die hoch belastete A40 ist“, erläutert Rouven Beeck, Verkehrsexperte der IHK Mittleres Ruhrgebiet. Doch es gebe auch eine Art Fernwirkung: Lkw, die den Duisburger Hafen ansteuern oder von dort Richtung Osteuropa rollen, nutzten in erster Linie die A42.
Beeck sagt es unmissverständlich: „Wenn wir jetzt nicht mit den Planungen für einen Ausbau beginnen, werden wir angesichts des prognostizierten Anstiegs des Güterverkehrs bis 2025 um 70 Prozent den Kollaps erleiden.“ Unterstützung für die Forderung kommt von der IHK Nord Westfalen. Deren Verkehrsexperte Joachim Brendel: „Auch wir regen an, im Rahmen der Beratungen zum neuen Bundesverkehrswegeplan die Aufnahme dieses Streckenabschnitts in den vordringlichen Bedarf zu prüfen.“
Das Problem: Es gibt keine Planungen für die A42, im Bundesverkehrswegeplan sucht man sie vergebens. Das bestätigte das NRW-Verkehrsministerium auf WAZ-Anfrage. Für Beeck gehört sie in den vordringlichen Bedarf. Würden die Weichen nicht heute gestellt, lande der Wirtschaftsverkehr „in wenigen Jahren in der Sackgasse“.
Bürgerinitiative will kämpfen
Joachim Grollmann, Chef der Herner Wirtschaftsförderung, hält die Offensive der beiden IHKs für „definitiv gut“. Ein Ausbau sei mittelfristig richtig. Über kurz oder lang komme man gar daran nicht vorbei, weil bislang noch alle Verkehrsprognosen von der Wirklichkeit überholt worden seien.
Für Anwohnerin Monika Träger geht ein Ausbau auf sechs Spuren „gar nicht“. Schon jetzt würden die Leute krank vom Krach, der würde mit sechs Spuren noch zunehmen. Träger gehörte zu jener Bürgerinitiative, die in der Vergangenheit - erfolgreich - für Flüsterasphalt und Lärmschutzwände gekämpft hat. Sollte ein Ausbau geplant werden, „fangen wir wieder an zu kämpfen“.