Herne. . Nach den Vorgaben der Europäischen Union müssen Frauen und Männer auch bei Versicherungen gleichgestellt werden. Doch die neuen Unisex-Tarife, die ab 21. Dezember gelten, können teuer werden.

Vielleicht liegt es daran, dass der 21. Dezember - scheinbar - noch weit weg ist; vielleicht auch daran, dass sich Menschen nicht allzu gerne mit Versicherungen und all ihrem Kleingedruckten beschäftigen; vielleicht liegt es aber auch an der wenig griffigen Bezeichnung „Unisex-Tarife“. Eine der größten Veränderungen in der Versicherungslandschaft ist bislang nicht im Bewusstsein der Verbraucher angekommen. „Dabei kann sie für die Menschen erhebliche finanzielle Auswirkungen haben“, betont Peter Rösler, Versicherungsexperte der Herner Verbraucherzentrale im Gespräch mit der WAZ.

Worum geht es:

Die Einführung der sogenannten Unisex-Tarife geht zurück auf eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs. Der urteilte, dass Versicherungsverträge nicht mehr durch das Geschlecht beeinflusst werden dürfen.

Rösler weist auf ein wichtiges Detail hin: Bei bestehenden Verträgen bleibt alles beim Alten, sie genießen einen Bestandsschutz, die Änderungen betreffen ausschließlich neu abgeschlossene Verträge. Deshalb sagt Rösler: „Es besteht kein Grund zur Panik, allerdings sollten sich Verbraucher die Bedingungen für geplante Versicherungsabschlüsse noch einmal näher anschauen.“ Der Grund: Weil die Versicherungskonzerne ihre Tarife ganz neu berechnen mussten, können sich teilweise erhebliche Unterschiede bei den Beitragszahlungen ergeben - und im Einzelfall deutlich teurer werden.

Anstieg bis zu 50 Prozent

Auch wenn die Versicherungen laut Rösler bislang selbst wenig Informationen zu den neuen Tarifen preisgeben, seine Recherchen ergaben, dass Kunden, je nach Versicherungsart, teilweise deftig raufzahlen müssen. Am heftigsten trifft es demnach Männer, die eine Pflegeversicherung abschließen. Bis zu 40 Prozent mehr müssten sie zahlen. Bei der Krankenversicherung seien es zwischen 15 und 30 Prozent. Frauen kommen nach den neuen Vorgaben günstiger weg. Etwa fünf bis zehn Prozent. Allerdings trifft es sie bei der Risikolebensversicherung. Hier schnellen die Tarife für sie um bis zu 50 Prozent in die Höhe. „Der Anstieg ist nicht nachvollziehbar“, hat Rösler festgestellt. Und eine echte Gleichstellung lasse sich eigentlich nicht erkennen. Die Frage sei, wie die sich überhaupt herstellen lasse. So hinge die Höhe eines Tarifes von einer Vielzahl von Faktoren ab.

Rösler: „Es ist alles sehr schwammig und viele Fragen sind noch offen.“ Die Unsicherheit herrsche wohl auch bei den Versicherungen selbst. Der Versicherungsexperte gibt eine Vorhersage: Gegen die neuen Tarife werde es früher oder später Klagen geben.