Herne. . Ein El Dorado für Sammler und Nostalgiker war am Sonntag die Börse der Sammler- und Interessengemeinschaft für das historische Fernmeldewesen im Herner Parkhotel.
Jens Kühn (48) aus Herne zieht einen Schraubenzieher aus der Tasche. Man müsse immer bereit sein, sagt er mit einem Grinsen im Gesicht. Er ist umgegeben von Telefon-Ersatzteilen, alten Wandtelefonen, Kurbeln und Induktionsschleifen.
Die Sammler- und Interessengemeinschaft für das historische Fernmeldewesen ist in der Stadt. Zweimal im Jahr trifft sich der Verein zu einer Telefonbörse. Die Tagungen finden in ganz Deutschland statt - von Frankfurt über Hamburg geht es nun nach Herne, genauer gesagt: ins Parkhotel an der Schaeferstraße.
Jens Kühn ist seit den 90er Jahren Mitglied im Verein, er hatte ein Vereinsmitglied auf einer Radiobörse in Duisburg kennengelernt. „Wir haben in der gleichen Kiste nach Ersatzteilen gesucht“, erzählt Kühn, „dabei dachte ich, dass ich der einzige Sammler in Deutschland wäre“. Seitdem besucht er regelmäßig die Tagungen, die nicht nur aus einer Börse am Sonntag bestehen, sondern in ein Kulturprogramm eingebettet sind, jetzt zum Beispiel mit einem Besuch der Villa Hügel.
Kühn hat sich auf Standardapparate spezialisiert. Die Reichs- bzw. Bundespost vergab die Telefone im 19. und 20. Jahrhundert, sobald eine Haupttelefonleitung errichtet wurde. Sein ältestes Stück stammt aus 1891, mehrere hundert Apparate besitzt er. „Ich habe gar keinen Platz mehr in der meiner Wohnung, daher sind viele schon ausgelagert.“ Interessiert an Technik und -historie sei er schon immer gewesen.
Er schlendert durch den kleinen, gut gefüllten Raum. Fernmelder, metergroße Wandtelefone und Kabel stapeln sich auf den Tischen. Alle Waren stehen zum Verkauf. Ein Prachtexemplar ist das Modell ZB 07 aus dem frühen 20. Jahrhundert. Mehr als 1000 Euro muss der Sammler dafür aufbringen. Kühn hat seine Shoppingtour bereits abgeschlossen: mit einem Holz-Wandgerät und verschiedenen Büchern zu Kommunikationsmitteln.