Buchhändlerin Elisabeth Röttsches besucht wie in jedem Jahr die Frankfurter Buchmesse. Die WAZ sprach vorher mit ihr über Neuseeland, Neuerscheinungen und neue Medien
Frau Röttsches, die Buchmesse hat begonnen. Haben Sie sich schon mit Literatur aus Neuseeland, dem diesjährigen Gastland, eingedeckt?
Die Verlage, die neuseeländische Autoren haben, bringen einiges an Neuerscheinungen und Neuauflagen. Von daher wird ein Autor wie Anthony McCarten besonders von der Presse wahrgenommen - den wir aber schon immer gerne gelesen und verkauft haben. Eine der erfolgreichsten Autorinnen Neuseelands ist eine Köchin, die in großen Auflagen ihre Bücher verlegt. Die habe ich jetzt entdeckt, aufgrund der Berichterstattung über Neuseeland.
Wie stark reagieren die Buchhandlungen auf die Neuerscheinungen, die jetzt in den Feuilletons besprochen werden?
Sehr. Das ist ein absoluter Schwerpunkt, beginnend mit den ersten Rezensionen, dann die Berichterstattung zur Messe und dann natürlich Hinweise zum Thema Schenken und Weihnachten.
Was haben Sie sich für Ihren Besuch in Frankfurt vorgenommen?
Wir haben den Haupteinkauf schon erledigt, weil die Bücher jetzt natürlich in der Buchhandlung sein müssen. Das Besondere bei der Buchmesse ist für mich, Verlage zu entdecken, die bei uns bisher nicht vertreten sind. Kleine ausgefallenere Verlage, die ein nicht so gutes Vertreternetz haben und im Vorfeld nicht auf sich aufmerksam machen können. Das sind dann oft Titel, die vom Feuilleton nicht so bedacht werden. Spannend ist aber auch, welche Autoren bei Lesungen und Interviews auftreten – das, was rechts und links passiert.
Haben Sie die Möglichkeit, das, was Sie da an Impulsen aufnehmen, an Ihre Leserschaft weiterzugeben?
Auf jeden Fall. Bei uns beginnt ja die Zeit der Buchvorstellungen. Wir haben jetzt schon Anmeldungen, weil viele Leser sagen, sie werden erschlagen durch die Vielzahl an Besprechungen. Im Gespräch rauszufinden, was ist denn wohl das Richtige, ist dann das, was in der Buchhandlung passiert.
Und Sie persönlich verlassen sich auch nicht auf Rezensionen, oder?
Man kann nicht alles lesen, aber das eigene Lesen kann durch keine Rezension ersetzt werden. Und es ist für mich und für viele begeisterte Leser auch Luxus pur, sich mit einem Buch für einen Moment zurückziehen zu können in eine andere Welt.
Wie viele Leser sind überhaupt offen für aktuelle Tendenzen?
Die Bestseller verkaufen sich von selbst. Es gibt ja nicht nur die Spiegel-Liste, sondern auch noch die Krimi-Liste von SWR 3 oder der Zeit. Ich schätze 50 Prozent der Vielleser nehmen das wahr, aber fragen dann: Was ist denn Ihre Empfehlung? Das ist für uns natürlich immer wieder ein Motor. Das Gespräch und die Empfehlung ist ja mit das Schönste am Buchhandel.
Wie wichtig ist heute für einen Buchhändler ein zweites oder drittes Standbein, das Sie sich mit der Alten Druckerei und den dekorativen Artikeln aufgebaut haben?
Ich sehe schon die Kernkompetenz im Buchbereich, aber wenn Buchhändler dann noch weitere Steckenpferde wie schöne Accessoires oder Veranstaltungen und Lesungen haben, ist das eine gute Kombination. Da findet jeder andere Möglichkeiten. Das hat sich bei uns so entwickelt, weil es von uns und unseren Kunden mit getragen wurde.
Bedroht das E-Book den Buchhandel eigentlich so stark wie befürchtet?
Das hat noch einen sehr kleinen Anteil am Buchmarkt, um die 2 Prozent. Aber es wird mehr und gerade die Vielleser sind schon - speziell bei Urlaubsreisen - begeistert. Ich habe aber erfahren, dass Kunden nach dem Ausflug in den E-Book-Bereich sagen, die Print-Version ist trotzdem nicht zu schlagen. Das ist keine Altersfrage. Ich habe es auch bei Zugreisen probiert, aber ich würde mich nie aufs Sofa setzen und sagen, jetzt lese ich im E-Reader. Für mich ist ein Buch ein kostbares Kulturgut. Ich kann es in die Hand nehmen, sehe schon am Umschlag oder Klappentext, ob das etwas ist, was mich interessiert.
Apropos: Viele Bücher sind eingeschweißt. Ich möchte aber darin blättern! Ich find’s auch schön, wenn sie offen sind. Aber viele Kunden kaufen ein Buch nur, wenn es eingeschweißt ist, und wir bekommen auch von den Verlagen keine Ansichtexemplare.Wir öffnen aber jedes Buch.