Herne. . Die WHE kommt nicht zur Ruhe: Die Geschäftsführung will durch die Kündigung des Zusatztarifvertrags Personalkosten einsparen. Verdi und Betriebsrat wehren sich gegen weitere Einschnitte.
Angespannt ist die Situation bei der finanziell angeschlagenen Wanne- Herner Eisenbahn (WHE) schon länger, doch nun droht eine Eskalation: Die WHE-Geschäftsführung hat den seit Jahren bestehenden Zusatztarifvertrag für die zurzeit 116 Mitarbeiter gekündigt und damit Verdi und Betriebsrat auf die Barrikaden getrieben.
Fristgerecht zum 1. Januar 2013 ist die Kündigung erfolgt. Dieser zuletzt im Jahr 2000 erneuerte Vertrag regelt unter anderem die Gewährung von Zuschlägen und Zahlungen in die Pensionskasse.
Senkung übertariflicher Leistungen
„Wir sind in laufenden Verhandlungen“, erklärt WHE-Sprecherin Angelika Kurzawa auf Anfrage. Es gehe nicht um einen Kahlschlag, sondern um eine Senkung der übertariflichen Leistungen: „So wie es wirtschaftlich nötig ist.“
Verdi und WHE-Betriebsrat üben harsche Kritik an diesem Schritt. „Die Arbeitnehmer haben schon genug Opfer bringen müssen“, sagt Verdi-Vorstandsmitglied (und WHE-Betriebsrat) Wilfried Kohs. Auf den Ende 2011 nach fünfeinhalb Jahren ausgelaufenen Notlagentarifvertrag verweisen er und Betriebsratskollege Günter Strobel. Und auch an anderer Stelle seien Opfer gebracht worden: So sei die eigentlich zum 1.1.2012 greifende Tariferhöhung um fünf Prozent auf die Jahren 2013 bis 2016 „gestreckt“ worden. „Das Maß ist voll“, sagt Wilfried Kohs.
Zur Erinnerung: Personalkosten in Höhe von 500 000 Euro will die WHE-Spitze laut Wirtschaftsplan in diesem Jahr einsparen. Nach WAZ-Informationen sind es bisher „nur“ 240 000 Euro. Sechs Mitarbeiter haben den Betrieb verlassen, außerdem wird eine (weitere) Tariferhöhung erst zum 1. Oktober statt zum 1. April fällig.
Verdi kündigt massiven Widerstand gegen die Kündigung an: „Mit uns wird es keine weitere Diskussionen über Einbußen für die Mitarbeiter geben“, sagt Verdi-Sekretär Jürgen Schirmer. Diesen Kurs habe auch jüngst die stellvertretende Verdi-Bundesvorsitzende Christine Behle bei einem Besuch in Herne bestätigt.
Und: Verdi erwarte in dieser Frage auch von der Herner Politik und vor allem von der Mehrheitsfraktion SPD ein klares Bekenntnis. Mit der Kündigung des Notlagentarifvertrags habe sich die WHE keinen großen Gefallen getan, so Schirmer.
Keine „goldene Nase“
Betriebsrat Günter Strobel ärgert vor allem, dass von der WHE-Spitze und auch von OB Schiereck der Eindruck erweckt worden sei, die Mitarbeiter verdienten sich „eine goldene Nase“. Er könne jederzeit Lokführer anderer Unternehmen präsentieren, die bei vergleichbarer Arbeit und Steuerklasse bis zu 400 Euro netto mehr erhielten.