Wanne-Eickel. . Martin Lindow rechnet in seinem Solo „Haus, Frauen, Sex“ mit der Ehe ab. Sehenswerte Inszenierung in Stratmanns Kammerspielchen.

Der Monolog des verlassenen Ehemanns beginnt mit der Klage über den ungeputzten Herd und endet mit der innigen Bitte: „Komm zurück zu mir.“ Was dazwischen liegt an Drama und Komik, ist nicht neu, aber in den Kammerspielchen sehenswert inszeniert. Denn dazwischen liegen 70 unterhaltsame Minuten mit dem Schauspieler Martin Lindow.

Kein weiblicher Widerspruch stört in seinem Solo „Haus, Frauen, Sex“ die Zur-Schau-Stellung eines gekränkten männlichen Egos an einer Küchenzeile, wo ein stummer Fernseher eine endlose Eisenbahnfahrt überträgt. Der Zug ist abgefahren für Andreas, nach 20 Ehejahren wieder solo. Er kann nicht verstehen, was jede Zuschauerin nach fünf Sätzen begreift: Warum ihn seine Johanna verlassen hat. Andreas rechnet mit larmoyanter Selbstgerechtigkeit seine ehelichen Verdienste auf gegen die negative Leistungsbilanz seiner Ehefrau. „Wir gehen nie mit der Gedankenlosigkeit vor, mit der ihr euren Haushalt erledigt“, wirft er den Frauen dieser Welt vor. Um sich im nächsten Moment die Hand am Herd zu verbrennen.

Bei seinem verbalen Muskelspiel scheut der Verlassene keine Gemeinheit. Auf der Bühne trägt Andreas ein weißes Unterhemd, unter dem das Selbst-ist-der-Mann-Image ebenso durchscheint wie seine innige Beziehung zu Baumärkten, Hobbykellern und Garagen. Der verletzte Mann steigert sich in maßlosen Zorn hinein: Auf die unsachlichen, unlogischen, undankbaren, intriganten Frauen allgemein und seine „Ex“ im Besonderen. Er klagt an und brüllt, er fleht und resigniert. Dieses Schauspiel weckt Erinnerungen an Rollen-Erlebnisse aus dem Privatleben: „Déjà vu“, kommentiert eine Zuschauerin. Aber das Wiedersehen im Theater macht offenbar Freude.

Das Publikum ist amüsiert und schenkt der spannenden Solo-Show volle Aufmerksamkeit. Der Abend ist nicht durchgängig komisch, aber das muss gute Unterhaltung auch nicht sein. Schauspieler und Grimme-Preisträger Martin Lindow hat sich die Rolle des verlassenen Ehemannes auf den Leib geschrieben, als er den Bestseller von Margit Schreiner für die Bühne aufbereitete. Sein Andreas ist ziemlich schlicht gestrickt, hat wenig Tiefgang und kommt ohne Zwischentöne aus - aber nicht ohne Johanna. Das ist schon tragisch.