Herne. . Nachdem sich die NRW-SPD auf ihrem Landesparteitag für einen umfassenden Nichtraucherschutz ausgesprochen hat, lassen die Reaktionen der Gastronomen nicht lange auf sich warten. In Herne hoffen sie, dass es doch nicht so resolut kommen wird – und befürchten doch das Schlimmste.

Ortrud Taubert bezeichnet das nach ihr benannte Lokal am Wanner Buschmannshof als „Zwitter“ – das Ortrud’s ist halb Bistro, halb Kneipe. Wenn alles so kommt wie vorgesehen, erwartet sie ein Umsatz-Minus von 30 Prozent. Nicht weil dann keiner mehr käme. Sondern weil der Verzehr massiv zurückgehe. „Ich höre immer von Gästen, die sagen: Ich komme trotzdem mal bei dir gucken. Aber die trinken dann ein Bier und sind wieder weg, während sie bislang vielleicht zehn trinken.“

Argumente und Widerspruch

Taubert ist Nichtraucherin. Dennoch fühlt sie sich gegängelt. Das Ansinnen, andere Nichtraucher vor dem Qualm zu schützen, kann sie nicht nachvollziehen. „Dieses Gesundheitsreden ist total pharisäerisch. Das soll dem Bürger überlassen bleiben, wo er hingeht.“ Es werde immer wieder nach Ausreden gesucht – die Gäste sollten geschützt werden, und wenn dieses Argument widerlegt werde, müsse das Personal als Begründung herhalten. Branka Juran vom „Bierdeckel“ in Hernes Mitte findet nicht, dass die Wirte schutzbedürftig sind. „Wer eine katholische Kirche besucht, muss damit rechnen, Weihrauch zu riechen.“

Wut auf die Politik

Klaus Molitor (Molly’s Pinte) ist ein wahres Urgestein der Wanner Gastroszene, kaum einer weiß so genau, was seine Gäste wollen. Sein harsches Urteil: „In Deutschland gibt es so viele Sachen, die geregelt werden müssten. Aber die Grünen haben sich das in den Kopf gesetzt. Damit sie auch mal was machen.“ Auch Ortrud Taubert ist auf die Abgeordneten nicht gut zu sprechen. „Die Politik radiert einen ganzen Gewerbezweig aus.“ Zumal sie erst vor wenigen Jahren für 5000 Euro einen kaum genutzten Raum für Nichtraucher geschaffen habe, um Gesetzen zu entsprechen, die nun wieder revidiert würden. Molitor nimmt nur einen aus der Kritik. Man müsse „Helmut Schmidt als SPD-Chef wiederholen. Mit dem gäbe es garantiert kein Rauchverbot.“

Furcht des Volksvertreter

Der geballte Zorn kommt für Politiker nicht unerwartet. Alexander Vogt, der für die SPD im Landtag sitzt, wünscht sich daher, dass die Fraktion zumindest über Eckkneipen-Regelungen „noch mal diskutiert“. Ein totales Verbot sehe er kritisch. Aber das, betont er, „ist meine persönliche Meinung“.