Wanne-Eickel. . Wird die Stadt Herne jetzt per Gerichtsbeschluss dazu gezwungen, weitere Maßnahmen gegen die hohe Feinstaub-Belastung im Wanner Norden einzuleiten? Fakt ist: In zehn Tagen verhandelt das Oberverwaltungsgericht Münster die Klage eines Anwohners.

Er heißt Ernst Dimmek, ist 86 Jahre alt und kämpft seit vielen Jahren gegen die starke Luftbelastung vor seiner Haustür. Nicht nur der Kläger, sondern auch die Verantwortlichen in der Verwaltung schauen gespannt auf den 9. Oktober.

Stadt: Wir können nicht zaubern

Ob der Rentner am Dienstag in einer Woche nach Münster reisen wird, weiß er noch nicht. Er sei gesundheitlich angeschlagen, sagt er. Sein Ziel aber ist klar: bessere Luft. Die Grenzwerte des krebserregenden Feinstaubs wurden in der Vergangenheit immer wieder kräftig überschritten, allein in diesem Jahr verzeichnet die Messstation an der Recklinghauser Straße bislang 57 Überschreitungstage; erlaubt sind 35 – im Jahr. Damit ist Herne einsame Spitze in NRW.

Einen Steinwurf von der Messstation entfernt, nahe der Kreuzung Recklinghauser-/Dorstener Straße, wohnt Dimmek. Seit Jahren kritisiert er die Stadt, wirft ihr vor, nicht genug gegen den Feinstaub zu unternehmen. 2009 scheiterte er in erster Instanz vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen, ließ aber nicht locker und rief das Oberverwaltungsgericht an. Dieses nun soll die Stadt zum Handeln zwingen. Zeit wird’s, meint der Rentner: „Oder sollen wir hier alle kaputt gehen?“, fügt er an.

Die Stadt, sagt Umweltamtsleiter Gerd Werner, habe – etwa mit dem Luftreinhalteplan – „alles ausgereizt, was möglich ist“. Weitere Maßnahmen gegen den Feinstaub seien von der Verwaltung geprüft worden, dabei auch jene, die andere Kommunen auf den Weg gebracht haben. Mehr sei in Herne nicht drin: „Zaubern kann ich nicht.“ Werner verweist darauf, dass über 70 Prozent der Schadstoffe von außerhalb kämen, etwa Kraftwerken im Ausland; nur gut zehn Prozent des Feinstaubs stammten vom Autoverkehr vor Ort. Einzige Möglichkeit, um diesen Anteil zu senken, wäre eine Sperrung etwa der Recklinghauser Straße. Doch die, so der Chef im Umweltamt, würde für lange Umleitungswege sorgen und die Unternehmen im Westhafen belasten.

Das bestätigt Christian Theis, Geschäftsführer der Wanne-Herner Eisenbahn (WHE). Er fordert „intelligente Lösungen“ gegen den Feinstaub. Und zwar solche, die „allen Beteiligten“, sprich: Anwohnern wie Unternehmen, gerecht würden. Was keinesfalls passieren dürfe: dass den Anliegern im Westhafen „der Wirtschaftsbetrieb unmöglich gemacht wird“.