Herne. . Vier Kumpel starben 1967 bei einem Strebbruch auf der Zeche Shamrock

In der 122-jährigen Herner Bergbaugeschichte ereigneten sich 23 untertägige Grubenunglücke, bei denen 240 Kumpels den Tod fanden. Vor 45 Jahren, am 29. September 1967, kurz vor der Schließung des ältesten Herner Pütts, der Schachtanlage Shamrock, wurden dort vier Bergleute durch einen Strebbruch getötet. Es war das letzte große Bergwerksunglück in Alt-Herne.

Auch das nachweislich erste Herner Grubenunglück ereignete sich auf der Zeche Shamrock. Es geschah am 13. Mai 1861. Danach kamen auf diesem Pütt, der im Gebiet des ehemaligen Hofes Sengenhoff von William Thomas Mulvany in den westfälischen Ackerboden getrieben wurde, mehrfach zu Todesfällen. So löste sogar ein Kurzschluss einer elektrischen Grubenlok im Jahre 1922 hier einen Grubenbrand aus. Zehn Kumpels erstickten damals in der brennenden Strecke.

Kleeblatt-Zeche fordert 75 Opfer

Bei den Unglücken, die sich auf der „Kleeblatt-Zeche“ ereigneten, starben bis zur Schließung im Jahre 1967 75 Bergleute.

Der Herner Michael Harder erinnert sich noch gut an das letzte Grubenunglück in Herne, denn damals verlor der heute 52-Jährige seinen Vater: „Es war der 29. September 1967, der Tag vor meinem achten Geburtstag. Die Frühschicht war um 6 Uhr auf der Schachtanlage Shamrock eingefahren. Unter anderem gehörte auch mein Vater zur Morgenschicht. Er war mit drei weiteren Kumpeln in einem Streb in steiler Lagerung in der Kohlengewinnung von Hand beschäftigt, als sich gegen 11.30 Uhr ein Unglück ereignete. Ein Strebbruch gigantischen Ausmaßes riss meinen Vater und seine drei Kumpel in den Tod. Vater war 34 Jahre jung, die anderen Mitarbeiter waren ebenfalls erst Anfang 30. Mein Vater war damals schon seit 17 Jahren als Bergmann unter Tage tätig.“

Diese toten Shamrock-Kumpels konnten jedoch erst Monate später von den Männern der Grubenwehr geborgen werden. Die Beisetzung unter großer Anteilnahme der Bevölkerung fand daher Anfang Dezember 1967 statt. Inzwischen hatte aber auf dem ersten Herner Pütt schon die letzte Seilfahrt stattgefunden.

Auch Übertage gab es auf den Herner Pütts größere Unglücke. So bei einer Explosion auf der Kokerei von Mont-Cenis, wobei fünf Arbeiter starben, oder im Herbst 1944, als die Zeche Friedrich der Große das Ziel alliierter Bomberverbände war. Eine Fliegerbombe traf damals die Kaue der Schachtanlage III/IV; 100 Kumpels, die sich in dem Gebäude befanden, starben in den Trümmern.

Es gab aber auch spektakuläre Grubenrettungen auf den Alt-Herner Pütts. So konnte die Grubenwehr der Zeche Shamrock am 29. Juni 1936 einen verschütteten Kumpel nach 177 Stunden in seinem untertägigen Gefängnis befreien. Eine weitere außergewöhnliche Rettungsaktion ist von der Zeche Friedrich der Große (FdG) bekannt. Hier kam es am 28. März 1958 auf der 6. Sohle in Flöz Wilhelm zu einem Strebbruch. Zwei Kumpels, die Hauer Siegfried Schreiber und Martin Krause, wurden danach vermisst. Sie hatten sich aber, wie sich bald herausstellte, unversehrt in die Ladestrecke gerettet.

Der FdG-Grubenwehrmann und spätere Mont-Cenis-Gerätewart Adolf Freese (74) erinnert sich: „Ich hatte damals Nachtschicht. Plötzlich mussten wir alle ins Revier 4, um beim Rettungseinsatz zu helfen. Verschiedene Rettungsmöglichkeiten wurden ins Auge gefasst: Unterfahrung des Bruches und eine Rettung mit einer Dahlbuschbombe.“

Und so kam es auch. Die Retter gingen zweigeisig vor: Unterfahrung des Bruches und eine 80 Meter lange Bohrung wurde von der oberhalb liegenden Kopfstrecke von Johann Präsident angesetzt. Die Verschütteten konnten nach fast 100-stündigem Einsatz der Rettungskräfte unversehrt geborgen werden.