Herne / Recklinghausen. . Der Recklinghäuser Künstler Reiner Kaufmann und Herner Grundschüler aus Pantringshof gestalten „Mährenfurt“ als symbolische Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft.

Als die Emscher noch ein natürlicher blauer Fluss war, umgeben von Natur, grasten dort Wildpferde, die Emscherbrücher. Sie überquerten das Wasser an seichten Stellen, der „Mährenfurt“. Für die Emschergenossenschaft hat der Recklinghäuser Künstler Reiner Kaufmann eine solche Stelle künstlerisch gestaltet, in enger und schon Jahre währender Abstimmung mit der Grundschule Pantringshof. Jetzt wurde die Kunstinstallation eingeweiht.

Gedanken über die Zukunft

Reiner Kaufmann und die Kinder der Grundschule Pantrings Hof lassen eine kleine Herde Emscher-Dickköppe aufgaloppieren. Die letzten ihrer Art wurden vor 170 Jahren eingefangen und an den Herzog von Croy nach Dülmen verkauft: Die Herner Wappentiere sind also Vorfahren der heute im Münsterländischen Merfeld bewunderten „Wildpferde“.

Als Kunst-Stücke an der Mährenfurt sind die Pferde-Silhouetten aus Hartschaum geformt und schweben an zwei Kabeln über dem Grenzfluss. Und die Vorgeschichte dieser bunten Pferdefiguren ist lang. Seit 2004 experimentierte Reiner Kaufmann mit seinem Konzept. Dann kam die Kleinigkeit der Kulturhauptstadt dazwischen. Aber schließlich „zogen alle an einem Strang“, sagt der stolze Künstler und Netzwerker.

Seit fünf Jahren arbeiten die Grundschüler mit an dem Projekt. Zusammen mit dem Kinder- und Jugendparlament haben sie damals erste Modelle entworfen. Zum offiziellen Akt sind alle 92 gekommen. Sie haben auf Plakate geklebte „Akrosticha“ mitgebracht, Gedanken zu Begriffen wie „Emscherzukunft“ oder „Weltzukunft“, die mit Anfangsbuchstaben arbeiten.

Als eine symbolische Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft versteht die Herner Schulleiterin Elisabeth Kuschkewitz die Aktion. Einst weideten dort die Pferde, an die in der Gegenwart die Installation erinnere - und die Texte der Kinder wiesen in eine Zukunft im Einklang mit der Natur.

Jokoos sind gemeinsam unterwegs

Die Einbindung der Schüler ergab sich aus der räumlichen Nähe zur Emscher. Das „Naturgebiet“ der Schule liegt diesseits des Wasserlaufs direkt gegenüber der Stelle, an der jetzt die Mähren über die Emscher gespannt sind. Für die Schüler heißen die Hartschaum-Dickköppe am Flusskilometer 39 „Jokoos“. Übersetzt aus einer senegalesischen Sprache heißt das: „gemeinsam unterwegs sein“ – und das trifft’s genau. Eine Schülerzeichnung, beschriftet „Pferd von hinten“, inspirierte Reiner Kaufmann zum genial-simplen Prinzip der Hartschaum-Scheiben, die sich erst von vielen jungen Künstlern bemalen oder auch Graffiti-artig beschriften lassen. Dann kann man sie an Kopf und Huf „auffädeln“ und so an Traversen über der Emscher schweben lassen. Es gibt sogar am Ufer ein Grüppchen „Flusspferde“. Die balancieren ganz klein und graziös auf Holzstelen.