Die HCR reagiert auf die Alterung der Gesellschaft: Wenn sie neue Busse anschafft, ist darin mehr Platz für Rollatoren. Darüber hinaus bietet die HCR Übungsstunden für Senioren an.

Herne ist so etwas wie eine Modellstadt: Die Alterspyramide sieht bereits heute ungefähr so aus, wie sie später für ganz Deutschland Gestalt annehmen wird. Die Konsequenzen kann man auf der Bahnhofstraße besichtigen. Die Zahl der Menschen, die sich mit Hilfe eines Rollators bewegen, nähert sich der Zahl der Kinderwagen langsam an. Ist in der breiten Fußgängerzone genug Platz für ein Miteinander, wird es in Bus und Bahn bereits eng. Die Straßenbahn Herne Castrop-Rauxel (HCR) hat auf diese Entwicklung bereits reagiert.

„Dieses Thema bewegt uns schon seit längerer Zeit“, berichtet HCR-Geschäftsführer Wolfgang Neige. Denn immer öfter erleben die Busfahrer folgendes Szenario: Zu Schulbeginn – oder zum Unterrichtsende – sind die Busse gut besetzt, dann steigt eine Mutter mit Kinderwagen zu, womöglich ein Postbote mit seiner Karre. Wenn noch Senioren mit Rollator einsteigen, wird der Platz auf der Sondernutzungsfläche – so lautet der Fachausdruck – knapp. Vielleicht zu knapp.

Deshalb hat die Kooperation Östliches Ruhrgebiet, in der neben der HCR die Bogestra, die Dortmunder Stadtwerke und die Vestischen Straßenbahnen ihre Aktivitäten bündeln, Busse gekauft, in der eine Bank mit zwei Sitzen fehlt. Um mehr Platz für Gehhilfen zu schaffen. Allerdings bedeutet mehr „Park“-Fläche für die Rollatoren weniger Sitzgelegenheiten für die Senioren selbst. Es ist also eigentlich ein Minusgeschäft.

Üben im echten Bus

Die Erklärung verbindet Neige mit einer eindringlich Warnung: Weil viele ältere Menschen den Rollator auch als Ablage für ihre Wertsachen nutzten, wollten sie diese bei der Busfahrt nicht außer Reichweite lassen – und wollten deshalb auf ihrem Gerät sitzen bleiben. Doch dies sei äußerst gefährlich. Neige: „Bei einer scharfen Bremsung gibt es kein Halten mehr.“ Deshalb sollen sich die älteren Menschen eben hinsetzen. Hinzu kommt: Die HCR ist ein Massenbeförderungs-Unternehmen und muss die Bedürfnisse aller Altersgruppen berücksichtigen. Der Kompromiss für die weggefallene Sitzbank sind deshalb zwei Klappsitze.

Doch das größere Platzangebot ist nur ein Baustein bei der Reaktion auf den demografischen Wandel. So schult die HCR ihre Fahrer im Umgang mit „Rollis“, um ihnen helfen zu können.

Ein zentrales Instrument: eine Fahrschule der besonderen Art. Die HCR fährt seit einigen Jahren mit einem Bus bei Seniorenheimen in der Stadt vor. Am echten Objekt bekommen die älteren Herrschaften nicht nur Anschauungsunterricht, sie können auch selbst ausprobieren, wie sie am besten mit einem Rollator in einen Bus ein- und wieder aussteigen. „Senioren, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, sollten sich nicht von der Nutzung von Bus und Bahn abhalten lassen“, sagt HCR-Sprecher Dirk Rogalla. Beim kostenlosen Training könnten ohne Zeitdruck die wichtigsten Verhaltensweisen geübt werden.

Einige Tipps zum Verhalten in Bussen

An Haltestellen nie zu dicht an den Bordstein. So kann der Bus dichter heranfahren, der Spalt zu Bustür wird kleiner; beim Einstieg Vorderräder anheben; während der Fahrt Bremse arretieren; festen Halt suchen; aussteigen sollte man mit Rollator rückwärts. Mehr Tipps hat die HCR in einem Faltblatt zusammengestellt. Weitere Infirmationen unter www.hcr-herne.de