Michelle Müntefering war die Siegerin des Parteitags vomDienstagabend. Und: Anke Hildenbrand bleibt im Rennen, Uwe Knüpfer nicht. So weit die Fakten. Was sonst noch geschehen ist und gesagt worden ist auf dem Parteitag – hier einige Notizen.

Hohe Hürden

Genossen, schaut auf diese Stadt – das war die (unausgesprochene) Botschaft von SPD-Fraktions-Chef und Versammlungsleiter Frank Dudda. Herne sei in einer besonderen Situation, sagte er im Volkshaus. „Wir haben drei Kandidaten, die in vielen anderen SPD-Unterbezirken Deutschlands gerne gesehen würden“, so Dudda. In Herne seien die Hürden aber nun mal höher. Für den Versammlungsleiter gilt dies offenbar nicht: So bat Dudda nach Anke Hildenbrands persönlicher Vorstellung Michelle Müntefering ans Pult, weil M im Alphabet ja vor K liege . . . . Nach Gelächter und Protesten korrigierte sich Dudda – und brachte den Parteitag souverän über die Bühne.

Widerspruch

Ob Uwe Knüpfer anderswo als Bundestagskandidat ein Bein auf die Erde bekommen hätte? Das bezweifelten nach dem Auftritt des „Vorwärts“-Chefredakteurs im Volkshaus einige Genossen. Schon sein Einstieg mit dem Thema Königsgruber Gelände erntete Widerspruch – und zwar bei keinem Geringeren als OB Horst Schiereck. Es sei dort vor 30 Jahren nicht um die Aufschüttung einer Halde gegangen, sondern um Wohnbebauung, sagte Schiereck zu seinem Sitznachbarn und Vorgänger Wolfgang Becker, der zustimmend nickte. Viele Minuspunkte sammelte Knüpfer zudem mit seinem miserablen Zeitmanagement: Dreimal klingelte wegen Zeitüberziehung die Glocke. Praktisch erst mit Ablauf der Redezeit kam er auf Inhalte zu sprechen.

Platzwahl

Dass Uwe Knüpfer nicht auf dem Podium neben seinen Mitbewerberinnen, sondern in den Reihen seines Ortsvereins Börnig/Holthausen Platz nahm, kann ihm definitiv nicht angekreidet werden: Bei einem Parteitag sitze der geschäftsführende Vorstand vorne, so SPD-Chef Alexander Vogt. Und dem gehörten nun mal Müntefering und Hildenbrand an, nicht aber Knüpfer.

Ultimative Lobhudelei

Das hohe Lied auf die Herner SPD stimmte Alexander Vogt in seiner Begrüßung an: Herne sei nicht nur der geografische Mittelpunkt des Ruhrgebiets, sondern er sehe Herne auch als „Zentrum der SPD im Ruhrgebiet“. Ob die zahlreichen Parteitagsgäste der Bochumer SPD das wohl genauso sehen?

Kritik vom Ex-Vizekanzler

Dass Knüpfer nach seiner Niederlage auf eine weitere Kandidatur verzichtet, findet Franz Müntefering, Ex-Vizekanzler, Ex-SPD-Parteichef und Gatte von Kandidatin Michelle Müntefering übrigens „in Ordnung“. Nicht in Ordnung fand der 72-Jährige dagegen die Kandidatur des „Vorwärts“-Chefs. Wenn man – wie die SPD vor Ort – ein Verfahren verabrede, dann halte man sich auch dran, sagte Müntefering der WAZ. Beim Parteitag im Volkshaus saß er in der ersten Reihe der Zuschauerbänke und beobachtete das Geschehen aus der Ferne. In eigener Sache zeigte er (noch) keine klare Kante: In Sachen eigene Bundestagskandidatur ließ er sich nichts entlocken. „Im Verlauf des Jahres“ wolle er entscheiden, ob er noch mal nach Berlin will. Sein Tipp für Dienstag? Hat er nicht. Dafür „Respekt vor den Delegierten“.

Der Professor

Am Pressetisch nahmen im Volkshaus nicht nur Journalisten Platz, sondern mit Karl-Martin Obermeier auch ein Professor für Public Relations und Journalismus von der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen. Aus doppeltem Grund: Michelle Müntefering und auch Alexander Vogt zählten zu seinen Studenten, und Uwe Knüpfer war im Gelsenkirchener Journalismus-Studiengang als Dozent tätig. Von der persönlichen Vorstellung Münteferings war Obermeier übrigens sehr angetan. Klar, bei dem Lehrmeister. . .