Herne. . Der Verkehrsverband Westfalen, zu dessen Gebiet auch Herne gehört, schlägt Alarm: In seiner Zustandbeschreibung der regionalen Verkehrsinfrastruktur unter dem vielsagenden Titel „Quo Vadis“ weist der Verband daruf hin, dass mehr als die Hälfte des Landesstraßennetzes in einem schlechten Zustand sind.

„Die Analyse der Zustandsentwicklung macht deutlich, dass es in den vergangenen Jahren mit den investierten Finanzmitteln für Instandsetzung und Erneuerung nicht möglich war, den ohnehin schlechten Straßenzustand von 2004 überhaupt nur zu halten“, heißt es in dem Bericht, den der Verband nun vorstellte. Und Rolf Windmöller, Verbandsvorsitzender, malt ein düsteres Bild für die Zukunft: Würden aus dem Landeshaushalt auch in Zukunft jährlich jene 70 Millionen Euro in die Erhaltung fließen, wie es in der Vergangenheit der Fall war, ergäben Modellrechnungen, dass der Zustand der Straßen im Jahr 2024 noch schlechter sein wird als 2008. Um die Infrastruktur zu Wasser, zu Lande und in der Luft zu stärken, hat der Verkehrsverband einen umfangreichen Forderungskatalog zu einer Reihe von Projekten aufgestellt - drei betreffen Herne:

Ausbau der Autobahn 43.

Als sogenannte Zubringerautobahn - zu den Autobahnen A2, A42 und A40 - muss sie täglich rund 90 000 Fahrzeuge verkraften. Straßen-NRW rechnet bis zum Jahr 2025 mit einer Steigerung von 5000 Autos pro Tag. Deshalb ist der Ausbau auf sechs Spuren auf den Weg gebracht. Der erste Bauabschnitt zwischen Herten und Herne/Emschertalbrücke könnte Anfang 2013 in Angriff genommen werden. Wie kompliziert er in Herne wird, davon überzeugte sich NRW-Verkehrsminister Michael Groschek vor wenigen Wochen: Im Kreuz Herne treffen nicht nur A43 und A42 aufeinander, auch Eisenbahnbrücken und innerstädtische Straßenbrücken queren die Autobahn. Der Verkehrsverband fordert für den Ausbau eine zeitlich abgestimmte Vorlaufsplanung sowie die Aufnahme der Teilstücke in den neuen Bundesverkehrswegeplan sowie Sicherung der Finanzierung.

Schleuse Wanne-Eickel

Die Nordkammer der Schleuse Wanne-Eickel ist seit 2003 wegen gravierender Schäden dauerhaft für den Verkehr gesperrt. Folge ist ein Engpass, der zu gravierenden Konsequenzen führen könnte. Fiele die Südschleuse aus, wäre der Kanal an dieser Stelle für den Durchgangsverkehr nicht mehr passierbar. Und dies bei einer erwarteten deutlichen Steigerung der Gütermengen. Der Verkehrsverband fordert eine zügige Realisierung eines Neubaus - mit Abmessungen für moderne Großmotorgüterschiffe.

Rhein-Herne-Kanal

Der Ausbau des Teilstücks zwischen Gelsenkirchen und Castrop-Rauxel stand schon mal im Bundesverkehrswegeplan - 1985! Er wurde zu Gunsten des Dortmund-Ems-Kanals zurückgestellt. Die Folge: Großmotorgüterschiffe können das Teilstück nur mit einer reduzierten Abladetiefe und teilweise nur nachts befahren. Die Ausbaumaßnahmen, die teilweise bereits laufen, müssen laut Verkehrsverband zügig fertiggestellt werden, um die Steigerung der Gütermengen zu bewältigen.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittleres Ruhrgebiet unterstützt den Forderungskatalog des Verkehrsverbands. „Für uns“, sagt IHK-Geschäftsbereichsleiter Verkehr Rouven Beeck, „besitzt der weitere Ausbau der A43 als zentrale Nord-Süd-Verbindung des Ruhrgebiets herausragende Bedeutung.“ Und: „Uns ist es aber auch wichtig, da kombinierte Güterverkehre nicht nur ein Schlagwort sein dürfen, dass wir mit dem Ausbau des Rhein-Herne-Kanals und der Schleuse Wanne-Eickel auch die Voraussetzungen für mehr Kombi-Verkehre schaffen.“ Diese vier Punkte tragen die Kammer mit dem Verkehrsverband Westfalen in Richtung Bundespolitik in Berlin.