Herne. . Das N.N. Theater präsentierte im Schlosshof Strünkede Shakespeares Tragödie „Macbeth“ im modernen Gewand. Die Besucher trotzten Kälte und Nässe - und dankten zum Schluss mit kräftigem Beifall.
Als das Drama am kühlen Freitagabend im Schlosshof seinen Lauf nahm, hatte das Publikum des N.N.Theaters der Hauptfigur Macbeth einiges an Willenskraft voraus: Keine Spur von anfänglichem Zaudern, 150 Zuschauer waren zum Durchhalten entschlossen und gegen Kälte und Nässe mit Decken und Anorak gerüstet. Diesen Vertrauensvorschuss hat sich die Kölner Schauspieltruppe, bekannt für souveränen und saukomischen Umgang mit klassischer Schauspielliteratur, in 20-jähriger sommerlicher Gastspiel-Tradition am Standort Schloß Strünkede erarbeitet.
Und in der Tat: Das N.N.Theater siedelt das Drama im Chicago der Prohibition an, wo Macbeth in der Mafia Karriere macht, statt König Duncan den Don des Clans ermordet, der bekanntlich nur das erste in einer langen Reihe blutiger Opfer ist. Die Übertragung funktioniert: Im Hintergrund stand bei der Open-Air-Aufführung neben dem Shakespeare-Schauspiel die bekannte Mafia-Verfilmung „Der Pate“, und die Inszenierung bediente sich augenzwinkernd aus beiden Werken.
Pure Heiterkeit wollte diese Produktion nicht verbreiten, wer auf Gags in Fließband-Produktion hoffte, sah sich getäuscht. Dabei blieb die Truppe dem Publikum die komischen Momente nicht schuldig: Die drei Hexen erschienen im Dienst der Heilsarmee, der alte Don raste im Rollstuhl über die Bühne, als habe er die Qualifikation für die Paralympics knapp verpasst, und als ein besoffener Bote seine Blase erleichterte, traf ein Wasserstrahl das Publikum. So weit, so deftig. Aber das Ensemble scheute sich auch nicht, dramatische Szenen auf die Bühne zu bringen, wie sie das Stück im Original diktiert: Ohne Witz und große Requisite, dafür mit viel Ausdruck und großer Geste.
„Richtig lustig ist das ja nicht“, kommentierte ein Zuschauer in der Pause. Das war wohl nicht nötig. Denn das Publikum fühlte sich ernsthaft gut unterhalten, die Stuhlreihen lichteten sich nicht. Die Akteure konnten sich am Ende über kräftigen Applaus freuen. Schauspieler Michl Thorbecke dankte dem Publikum für Stehvermögen: „Ich wäre nicht aus dem Haus gegangen“, gestand er.
Die Schauspieler Ute Kossmann, Ozan Akhan und Michl Thorbecke deckten mit viel Geschick und hohem Tempo beim Kostümwechsel hinter der Bühne das gesamte Personaltableau des Schauspiels ab. Antje von Wrochem zeichnete verantwortlich für Musik und Geräuschkulisse.
Dieses Team war auch bei der zweiten Aufführung des N.N.Theaters bei dem Herner Gastspiel im Einsatz: Am Samstag stand „Romeo und Julia“ auf dem Programm.