Herne. . Vom 12. bis 16. November findet die „Gründerwoche“ statt. Menschen, die mit dem Gedanken spielen, sich selbstständig zu machen. Die ständige Anlaufstelle für Gründungswillige ist das Startercenter NRW der Wirtschaftsförderungsgesellschaft.
Vom 12. bis 16. November findet zum vierten Mal die „Gründerwoche“ statt. Menschen, die mit dem Gedanken spielen, sich selbstständig zu machen, können sich während dieser Woche kompakt über Gründungs-Möglichkeiten informieren und Kontakte knüpfen. WAZ-Redakteur Tobias Bolsmann sprach mit Susanne Stegemann und Kornelia Alles, die im Startercenter NRW der Wirtschaftsförderungsgesellschaft die ersten Ansprechpartner für Gründungswillige sind.
Das Ruhrgebiet gilt, im Gegensatz zu anderen Regionen in Deutschland, nicht unbedingt zu den Hochburgen von Gründern. Wie ist die Situation in Herne?
Stegemann: Wir zählen im Schnitt bis zu 250 Erstberatungen pro Jahr. Daraus entstehen rund 100 Gründungen, also etwas weniger als die Hälfte. Damit liegt Herne im Bundestrend. Bei den Erstberatungen registrieren wir in diesem Jahr einen kleinen Rückgang. Das hängt einerseits mit der Erholung am Arbeitsmarkt zusammen, andererseits ist der Gründungszuschuss für Bezieher des Arbeitslosengeldes I keine Pflichtleistung mehr, sondern liegt im Ermessen der Arbeitsagentur.
Welche Menschen kommen denn zu Ihnen?
Alles: Den absoluten Schwerpunkt unserer Arbeit bilden Kleinstgründungen, alles Menschen die in erster Linie ihren eigenen Arbeitsplatz gegenfinanzieren.
Stegemann: Das kann man an den Zahlen ablesen: Wir hatten im vergangenen Jahr 95 Gründungen, entstanden sind daraus 120 Arbeitsplätze. Die Gründe, Ein-Personen-Betriebe zu gründen, sind vielfältig. Manche Leute wollen quasi ihre unternehmerische Freiheit und nicht mehr abhängig beschäftigt sein. Die Gründer sind teilweise sehr unterschiedlich ausgebildet. Manche sind Akademiker, andere haben keine Ausbildung. Es hat aber auch viel damit zu tun, dass Firmen bestimmte Dienstleistungen nicht mehr selbst vorhalten, sondern ausgliedern. Das erklärt auch die steigende Zahl an Agenturen in den verschiedensten Bereichen.
...die Zahl der Arbeitsplätze klingt nicht gerade überragend.
Stegemann: Vielleicht auf den ersten Blick. Sie müssen aber bedenken: Wenn eine vierköpfige Familie, die vielleicht Hartz IV bezieht, ihren Lebensunterhalt durch eine Selbstständigkeit finanziert, dann ist das wirklich eine tolle Leistung. Und genau so ist es ein Erfolg, wenn ein Kleinstbetrieb seit drei Jahren oder länger besteht.
Alles: In einigen wenigen Fällen muss man es zugegebenermaßen als Erfolg bewerten, wenn eine Gründung gar nicht vollzogen wird. Man muss die Konsequenzen bedenken. Wer gründet und dann in die Insolvenz rutscht, steht oft vor dem finanziellen Ruin. Und er muss mit dem Stigma der Pleite leben.
Klingt, als ob der eine oder andere potenzielle Gründer mit einer guten Portion Naivität an die Sache geht.
Alles: Wir sehen hier die komplette Bandbreite. Die einen wollen sich „nur mal informieren“, die anderen kommen mit ganz konkreten Vorstellungen und detailliertem Geschäftsplan.
Stegemann: Nach dem Erstgespräch im Startercenter weiß aber jeder, was seine nächsten Schritte sind. Manche brauchen nur eine kleine Anleitung und schaffen den Rest alleine, anderen empfehlen wir die „Starterwerkstatt“, in der sie selbst einen Leitfaden für ihre Geschäftsidee schreiben.
Das ist aber auch nicht Jedermanns Sache. . .
Stegemann: . . . ja, Pläne machen Angst, aber man kann sie schreiben. Und nur wenn man sie selbst schreibt und auf Fachchinesisch verzichtet, versteht man es auch selbst. Wir können die Gründer in spe ein Stück weit an die Hand nehmen, aber irgendwann müssen sie selbst weiterlaufen und die Entscheidung treffen, ob sie die Selbstständigkeit wagen.
Wann ist eine Idee gründungsreif?
Alles: Egal wie exotisch eine Idee ist oder auch nicht: Am Ende ist es entscheidend, ob es für sie einen Markt gibt. Oder ob sie besser ist als Produkte, die schon existieren.