Herne. . Ab Montag sind alle neuen Tempo-Limits auf Herner Stadtgebiet in Kraft. Die neue Regelung stößt bei Lärm-Gegnern sauer auf: Sie kritisieren die künftige Regelung.

Umfangreiche und wiederholte Arbeiten am Asphalt sowie die Erneuerung der Lärmschutzwände und die Installation einer automatischen Verkehrsregelung haben auf der A 42 in den vergangenen Jahren für wechselnde Geschwindigkeitsbegrenzungen gesorgt. Ab kommender Woche nun ist es vorbei mit dem Tempo-Wirrwarr, das die Bauarbeiten mit sich brachten. Dann sind alle künftig geltenden Tempo-Limits auf Herner Stadtgebiet in Kraft. Im letzten Schritt fällt am Montag die Tempo-80-Begrenzung in beiden Richtungen zwischen Autobahnkreuz Herne und Castrop-Rauxel. Das berichtet die Bezirksregierung auf Anfrage der WAZ.

Die neuen Lärmschutzwände stehen, nur noch Restarbeiten an den Autobahnparkplätzen auf der Grenze Herne/Castrop-Rauxel seien zu erledigen, sagt Christian Chmel-Menges, Sprecher in Arnsberg. Heißt: Die Zeiten, in denen diverse Bau-Maßnahmen das Tempo irgendwo drosselten, seien vorbei. Und so darf künftig gefahren werden: Zwischen Gelsenkirchen-Bismarck und Kreuz Herne wird die Geschwindigkeit durch die neue so genannte Streckenbeeinflussungsanlage flexibel geregelt. Je nach Verkehrsdichte – von der Technik erfasst – ist ein Tempo bis 120 km/h erlaubt; konkret bleibt es also auch hier bei Schwankungen. Vom Kreuz Herne bis Baukau ist ab Montag wochentags von 6 bis 19 Uhr maximal Tempo 100 erlaubt, sonntags gilt keine Begrenzung. Auf der weiteren Strecke auf Herner Gebiet wird das Tempo-Limit aufgehoben. Zur Gegenrichtung: Von Castrop-Rauxel bis Börnig gilt keine Geschwindigkeitsbegrenzung, anschließend komplett bis Herne-Wanne Tempo 100; eine Streckenbeeinflussungsanlage gibt es in dieser Richtung nicht.

Vom Tisch ist damit der geplante Feldversuch von Regierungspräsident Gerd Bollermann auf Herner Stadtgebiet. Im Frühjahr 2011 hatte der RP dem NRW-Verkehrsministerium vorgeschlagen, in einem dreijährigen Feldversuch auf Abschnitten der A 42, A 44 und der A 45 das Tempo zu drosseln, um den Verkehrslärm zu reduzieren und die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Zwischen Baukau und Castrop-Rauxel-Ost, so Bollermann damals, sollte während des Testlaufs in beiden Fahrtrichtungen Tempo 120 gelten. Diese Pläne, sagt RP-Sprecher Chmel-Menges nun, seien vom Tisch. Komme der Feldversuch, dann nur auf der A 45. Dass auf der A 42 in Herne in bestimmten Abschnitten Tempo 100 vorgegeben ist, sei der Verkehrssicherheit geschuldet, nicht in erster Linie dem Lärmschutz. Letzterer sei durch den neuen Asphalt und die neuen Lärmschutzwände verbessert worden.

Forderung nach Tempo 80

Lärmschutz – da war doch was? Richtig: Eine Bürgerinitiative kämpfte seit Jahren gegen den Lärm auf dem Teilstück zwischen Kreuz Herne und Castrop-Rauxel. Zuletzt war es ruhig geworden um die Gruppe. Das könnte sich ändern: Die beiden Mitstreiter Monika Träger und Norbert Bähr kritisieren die künftigen Tempo-Limits auf dem Teilbereich. Tempo 100, ja sogar freie Fahrt sei nicht hinzunehmen, sagen beide. Dringend nötig sei Tempo 80, wie zuletzt während der Bauphase.

Allein schon der Unterschied zwischen Tempo 100 und 80 sei deutlich spürbar, sagt Träger, die an der Leibnizstraße wohnt, ein noch schnelleres Tempo „geht gar nicht“. Nötig sei Tempo 80 auch deshalb, weil das Verkehrsaufkommen steige und an den Lärmschutzwänden aus Kostengründen gespart worden sei. Nicht zuletzt, kritisiert sie, hielten sich viel zu wenig Autofahrer an die Tempo-Limits. Ähnlich argumentiert Norbert Bähr. Er spricht sich für eine komplett einheitliche Geschwindigkeitsbegrenzung auf dem Abschnitt aus, auch, um Bremsmanöver, die Lärm verursachten, zu minimieren. „Ganz eindeutig“ nötig sei Tempo 80. Der 70-Jährige aber würde davon aber nicht mehr profitieren. Er hat gerade sein Haus an der Ilseder Straße verkauft. Nicht wegen der angrenzenden Autobahn, sondern um sich im Alter zu verkleinern.