Herne. . Sieben WAZ-Leser durften das Reich der Chirurgen besuchen. Neben sauberen und benutzten Operationsräumen konnten sie auch einen gerade stattfindenden Eingriff beobachten.

Eine Szene wie aus einer Krankenhaus-Serie: Vier in OP-Kittel gekleidete Ärzte samt grüner Hauben stehen um einen Operationstisch und arbeiten am Patienten. Einzig und allein die bekannte Hektik fehlt. Doch langweilig ist die Situation trotzdem nicht: Denn bei einem Eingriff zugucken durfte bislang noch keiner der Anwesenden, die im Rahmen der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ an der OP-Führung im St. Anna Hospital teilnehmen.

„Das war das Highlight, absolut“, schwärmt Eva Surma nach der Live-OP. „Ist was anderes als in der Schwarzwaldklinik, oder?“, witzelt OP-Leiter Michael Kettler, der die WAZ-Leser durch die heiligen Hallen führt.

Sterile OP-Kleidung für die Führung

Zwölf Operationssäle gehören zum St. Anna. Die letzten drei wurden 2007 mit dem Ärztehaus für 23 Millionen Euro fertig gestellt. Drei Jahre später wurden sieben weitere auf den neusten Stand der Technik gebracht. Investitionskosten: elf Millionen Euro. Seitdem sind beinahe alle Operationssäle gleich ausgestattet. Nur in der Größe unterscheiden sie sich noch.

Bevor die Teilnehmer aber überhaupt den OP-Bereich betreten dürfen, müssen sie sich umziehen. Jeder bekommt die sterile OP-Kleidung: bequeme, blaue Stoffhose, farblich passendes Oberteil, ein Paar bunte Gummi-Clogs und eine OP-Haube, um die Haare darunter zu verstecken. Erst dann dürfen sie gemeinsam mit Michael Kettler den „Weg der Patienten von der Station bis in den OP-Saal verfolgen“.

Der sechsjährige Kai – jüngster Teilnehmer – darf sogar in die Rolle des Patienten schlüpfen: „Willste mal auf einem OP-Tisch liegen?“, fragt Michael Kettler und schiebt den Jungen kurz darauf in den ersten Saal hinein. „Jetzt geht’s rund wie auf der Cranger Kirmes“, warnt er den Jungen, bevor er die verschiedenen Funktionen des Tisches vorführt. Dieser beugt sich nach vorne, rechts, links und auch nach hinten – ziemlich weit. Da verliert Kais Mama dann doch ihre Ruhe und tritt lieber ein Stück näher heran – nicht, dass der Filius herunterfällt. Michael Kettler aber hat alles im Griff – kein Wunder: Seit 22 Jahren ist er am St. Anna tätig, seit zehn Jahren OP-Leiter.

Den eigenen Eingriff mitverfolgen

Daher ist es für Kettler auch ein leichtes, die verschiedenen Funktionen der Monitore im Operationssaal zu erklären: Drei von ihnen sind an Computer angeschlossen und zeigen während eines Eingriffs die Blutwerte, Röntgenbilder und andere Patienteninformationen. Weitere drei hängen im sterilen Bereich für den Operateur, und auf dem letzten kann der Patient seine eigene OP mitverfolgen. Vorausgesetzt, er hat nur eine Rückenmarknarkose bekommen. „Aber schläft man durch die Tablette, die man vor dem Eingriff bekommt, nicht eh ein?“, berichtet eine Leserin von ihrer eigenen Erfahrung. Die wirke ganz unterschiedlich, antwortet Kettler und plaudert aus dem Nähkästchen: „Ich habe einen Patienten, der lacht danach während der ganzen OP.“ „So lange er noch was zu lachen hat“, ergänzt eine Teilnehmerin und sorgt damit selbst für einen Lacher.

Im nächsten Operationssaal ist gerade noch ein Patient behandelt worden: Einige Blutspritzer sind auf dem Boden zu sehen, die benutzten Röntgenschürzen liegen über den Wäschebehältern für die dreckige OP-Kleidung, und in einem Behälter befindet sich noch das Gemisch aus abgesaugtem Blut und der Kochsalzlösung zum Spülen. Doch auch Letzteres verdirbt keinem Teilnehmer den Appetit.

Der Rundgang scheint eher hungrig gemacht zu haben und so tauschen sich die WAZ-Leser am Ende gerne noch bei einem Imbiss über die Führung aus.