Herne. . Bianca Pollaczeks Familie ist groß, sehr groß. Vorurteile gehören für die vielfache Mutter daher beinahe zum Alltag. Doch die Hernerin will das nicht mehr hinnehmen – sie wendet sich an die Öffentlichkeit.
„Mama, darf ich meinen Pudding essen?“, „Mama, kannst du mir eine Schleife machen?“, „Mama, darf ich Fahrrad fahren?“ – ohne Mama geht nichts. Irgendeiner möchte immer etwas von ihr, und sei es eine Umarmung. Dabei sind an diesem Morgen nur neun der zwölf Kinder von Bianca (38) und Mario Pollaczek (41) zu Hause.
Doch auch ohne Zoey (3) und Loreen (10), die ihre Oma besuchen, und ihre Schwester Aileen (18), die eine Ausbildung macht, sorgen Mia (1), Dean (4), Jolien (5), Sharon (6), Jan Luca (8), Michele (12), Nico (14), Joy (15) und Mandy (16) für ein volles Haus. Dean möchte fernsehen, Jolien Memory spielen, Jan Luca nach draußen. Bei so vielen Köpfen muss der Alltag gut organisiert sein, sagt Mutter Bianca Pollaczek, „sonst funktioniert es nicht“.
1000 Euro für Lebensmittel und Pflegeprodukte pro Monat
In der Großfamilie bedeutet das klassische Aufgabenverteilung: Mann Mario arbeitet unter der Woche als Steinfräser und geht am Wochenende seiner Frau Bianca zur Hand. Die 38-Jährige kümmert sich derweil um die Kinder und schmeißt den Haushalt: Frühstück machen, Putzen, Wäsche waschen, Mittagessen kochen, Spülen, Hausaufgaben kontrollieren, Abendbrot zubereiten. Was nach einem normalen Alltag klingt, hat bei Pollaczeks allerdings ungewöhnliche Ausmaße: Mindestens dreimal pro Tag läuft die Waschmaschine, eingekauft wird nur palettenweise. Rund 1000 Euro für Lebensmittel und Pflegeprodukte zahlt die Großfamilie im Monat.
Geht nicht, gibts nicht
Bei so viel Arbeit helfen auch die älteren Kinder mit, zum Beispiel beim Kochen. Aber auch an alltäglichen Unordentlichkeiten gehen sie nicht vorbei: „Dean, räum das bitte wieder zurück in die Verpackung“, fordert die 16-Jährige Mandy ihren kleinen Bruder auf, nachdem er mit Jolien und Sharon Memory gespielt hat. Mutter Bianca ist auf ihre „gut erzogenen und höflichen“ Sprösslinge „sehr stolz“ und betont, wie toll sie alle zusammenhalten, auch wenn sie sich manchmal „zoffen“. „Aber Streitigkeiten gibt es ja überall.“
Geplant war die Großfamilie Pollaczek allerdings nie. „Wir haben uns keinen Kopf darüber gemacht“, sagt Bianca Pollaczek. Nur eines stand immer fest: „Eine Abtreibung kommt nicht in Frage.“ Daher ist auch noch offen, ob die kleine Mia der letzte Sprössling bleibt. „Im Moment bin ich nicht schwanger. Aber ich bin der Meinung, wenn man zwölf Kinder gut versorgen kann, macht ein Kind mehr keine Probleme.“ Geht nicht, gibts nicht – heißt der Spruch der Hernerin, den sie vor allem bei ihren Kindern befolgt. Bislang hätten sie noch fast alles bekommen, was sie sich gewünscht haben. „Da stecken eher wir Eltern zurück.“
Eigene Facebook-Seite für die Familie
Für Bianca Pollaczek – die sich auch selbst als Übermutter sieht – ist das ganz selbstverständlich, dass ihre Kinder an erster Stelle kommen. Umso schlimmer findet sie die Vorurteile, die viele Menschen ihrer Familie gegenüber haben. „Bei zwölf Kindern gilt man direkt als asozial“, sagt sie leise, damit ihr Sohn Dean das Wort nicht aufschnappt. Die Frage, wie viele Väter es denn gibt, habe sie schon oft gehört. Deshalb wendet sie sich an die Öffentlichkeit – verschiedene Fernsehteams haben die Familie bereits porträtiert und auch bei Facebook gibt es seit Anfang Juli eine eigene Seite für die gesamte Familie. „Ich möchte uns vorstellen und so zeigen wie wir sind.“ Den Dreh für eine Sendung eines Privatsenders hat die zwölffache Mutter deswegen schon abgebrochen.
„Das war, als mein Mann einen Monat lang arbeitslos war. Die wollten, dass meine älteste Tochter Aileen so tut, als ob sie deswegen arbeiten gehen und Geld dazuverdienen muss“, empört sich Bianca Pollaczek noch heute. In dem Moment sei für sie die Sache gelaufen gewesen. Denn genau das Gegenteil möchte sie zeigen: Die Erziehung von zwölf Kindern „kostet zwar viel Kraft, aber sie geben auch viel zurück“, sagt Bianca Pollaczek und schaut auf ihre Tochter Sharon herab, die sie umarmt.