Wanne-Eickel. . Das Kulturschiff stach mit einem Poetry-Slam in See. Die „Sprechreiz“-Tour verband Leichtes mit Tiefgründigem. Tobi Katze und David Grashoff teilen sich den Sieg.

Am Anleger der Schleuse Wanne-Eickel wartet das Kulturschiff auf seine Passagiere, die sich den Weg über die Cranger Kirmes bahnen müssen. Schummrig beleuchtet, mit wechselndem Licht in rot, blau, gelb oder grün. Aus den Lautsprechern hallt Musik aus den 60ern und 70ern. Es wird geplaudert und getrunken, aber eine Kaffee- und Kuchen-Fahrt soll dies nicht werden. Hier wird es literarisch, anspruchsvoll und auch lustig zugehen. Der RoomService hat eingeladen zu dieser „Sprechreiz“ -Extratour auf dem Kanal.

Acht Poeten stehen an diesem Abend auf der Bühne, genauer gesagt: Auf dem Schiff. Die Moderation des Poetry-Slams übernimmt der Schriftsteller Torsten Sträter. Dies macht er mit Humor und lockeren Sprüchen. Bevor er das Mikrofon den Poeten des Abends übergibt, nimmt er in einem eigenen Text das neue Kultgetränk Bubble-Tea auf die Schippe: „Diese Aroma-Kirmes ist wie Phantasialand im Becher. Kostet ja auch genau so viel.“

Dann wird die erste Runde des Wettbewerbs eingeläutet. Der ein oder andere Poet hat mit leichten Anflügen von Seekrankheit zu tun. „Jetzt gerade, wo ich hier stehe, macht das Boot so komische Sachen, ich hoffe ich falle nicht um“, äußert etwa Poetin Laura Reichel Bedenken. Tatsächlich befindet sich das Schiff gerade in der Schleusenkammer, um seine Fahrt bis zum Nordsternpark Gelsenkirchen fortsetzen zu können. Aber Laura Reichel bleibt standhaft und trägt einen Text vor, der mit Sätzen wie „Traurigkeit will auskuriert werden wie eine Krankheit, sonst kommt sie immer wieder“ besticht.

Ihr Nachfolger, David Grashoff, tritt mit den Worten „Man mag es nicht vermuten, aber ich bin ein Nerd“ vor das Mikro. Er arbeitet sich unterhaltsam an den Schönheitsidealen ab. Nach einer ersten Abstimmung durch das Publikum können die beiden ihre Konkurrenten ausstechen.

In der zweiten Runde überzeugen gleich drei der Kandidaten, so dass letztendlich im Finale fünf Poeten stehen, die noch einmal kurze Texte vortragen. Nach dreistündiger Fahrt sind auch schon wieder die leuchtenden und blinkenden Lichter der Kirmes zu sehen und die Schiffsfahrt neigt sich dem Ende zu.

Bei der letzten Abstimmung tat sich Torsten Sträter schwer, die kaum zu unterscheidende Applausstärke für die Kandidaten zu bewerten, und so landen schließlich David Grashoff und Tobi Katze, der Texte aus seinem eigenen Buch vorträgt, auf dem ersten Platz dieses Poetry-Slams. Der Preis: Ein Lebkuchenherz, passend zur Cranger Kirmes. Schade nur, dass man so ein Herz nur schlecht teilen kann.