Die Sicherung der Fernwärmeversorgung für 2300 Objekte in Herne kommt Eon teuer zu stehen. Rund zehn Millionen Euro muss der Energieversorger für den Bau einer Leitung investieren, durch die Fernwärme vom Steag-Kraftwerk in Baukau ins Eon-Netz eingespeist wird.
Die Sicherung der Fernwärmeversorgung für 2300 Objekte in Herne kommt Eon teuer zu stehen. Rund zehn Millionen Euro muss der Energieversorger für den Bau einer Leitung investieren, durch die Fernwärme vom Steag-Kraftwerk in Baukau ins Eon-Netz eingespeist wird. Diese Summe nannte Eon-Sprecherin Franziska Krasnici gegenüber der WAZ. Kosten, die Eon bis vor einigen Monaten überhaupt nicht eingeplant hatte.
Der Hintergrund: Im Jahr 2004 hat Eon grünes Licht für den Bau des neuen Kohlekraftwerks in Datteln gegeben. Neben Bahnstrom soll es auch Fernwärme produzieren. Die Absicht: Die neuen Blöcke sollen das Wanner Kohlekraftwerk Shamrock an der Kastanienallee, das 1957 ans Netz gegangen war und rund 90 000 Haushalte mit Fernwärme versorgt, ersetzen. Diese Absicht untermauerte Eon mit einer Stilllegungserklärung. Inhalt: Ende 2012 soll Shamrock abgeschaltet werden.
Doch das Oberverwaltungsgericht in Münster stoppte im September 2009 den Milliarden-Bau in Datteln. Nach wie vor steckt das Kraftwerk, das fast komplett fertiggestellt ist, in den juristischen Mühlen. Es ist völlig ungewiss, ob und wann es den Betrieb aufnimmt.
Steag-Lieferung ab Herbst 2013
Deshalb rüstete Eon Shamrock nach, um alle Grenzwerte, die das Bundes-Immissionsschutzgesetz vorschreibt, einzuhalten und versuchte, die Stilllegungserklärung zurückzunehmen. Doch das lehnte das NRW-Umweltministerium ab, so dass sich für Eon eine Versorgungslücke auftat. Eine Konsequenz: Im Frühjahr schlossen Eon und Steag einen Vertrag über die Lieferung von 160 Megawatt Fernwärme.
Dies soll über die neue Leitung geschehen. Sie wird eine Länge von 225 Metern haben - vom Steag-Kraftwerksgelände bis zu einem Eon-Anschlusspunkt an der Rottstraße. Nach Angaben von Steag-Sprecher Lars Fröhlich werden die Bauarbeiten keine größeren Störungen verursachen, da die Leitung unterirdisch verlegt wird. Zurzeit werde geprüft, ob ein Bauantrag gestellt werden muss. Nach dem Probebetrieb soll die Lieferung zum Herbst 2013 erfolgen.
Gespräche über Duldung
Deshalb spricht Eon mit der Landesregierung über die Möglichkeit, den Betrieb von Shamrock über 2012 hinaus zu dulden. Doch die Gespräche stockten. „Erst kam uns die Landtagswahl dazwischen, dann die Sommerpause“, sagt Krasnici. Die Duldung mache ihrer Meinung nach Sinn, weil Shamrock alle Grenzwerte einhalte.
Die Alternative dagegen macht aus Eon-Sicht weniger Sinn: das neue, ölbefeuerte Heizwerk auf Shamrock. Das soll laut Eon „am besten gar nicht laufen“ und sei nur für den absoluten Ausnahmefall gedacht und nicht für den Dauerbetrieb. Zumal die Belieferung per Lkw über die Straße laufen müsse. Krasnici: „Lkw können eigentlich auch nicht im Sinne des Umweltministeriums sein.“