Herne. . Ein Besuch am Haus der Natur ist ein wunderbares Erlebnis für alle Sinne.

Eine Wand aus süßen Düften hat sich in der warmen Luft vor dem Eingang der kleinen Oase entfaltet. Es ist ein heißer Tag und die Pflanzen im Lehrgarten des BUND an der Vinckestraße 91 stehen in voller Blüte. „Wie im Märchenwald“, schwärmen die Kinder aus der Nachbarschaft, wenn ihnen die Mitarbeiter einen Blick in den farbenprächtigen Garten gewähren.

Und wirklich: Langstielige Staudengewächse, ein überquellendes Duftbeet, ein sorgsam angelegter Nutzgarten, ein Teich, an dessen Ufern hohes Schilf wächst und Frösche ihre Konzerte geben, da gerät man schon mal ins schwärmen. „Ein Mädchen, das zu Besuch kam, sagte, es sähe so aus als würde jeden Moment eine Fee vorbei fliegen“, sagt Hiltrud Buddemeier, Sprecherin des BUND. Nun, Feen gibt es vielleicht nicht, aber sieben verschiedene Hummelarten, 17 Wildbienenarten und vier Honigbienenvölker, denen ein Hobbyimker Stöcke im Garten angelegt hat.

Vor allen Dingen am Nutzbeet, wo die besonders schönen oder intensiv duftenden Pflanzen wachsen, tummeln sich die Nektarsammler summend auf den Blüten. Aber nicht nur für Tiere sind die Pflanzen im Duftbeet ein Leckerbissen. „Das hier ist Ananassalbei“, sagt Buddemeier und reißt ein paar Blättchen von der Pflanze ab, „und hier, aus dem Aniskraut kann man gut Limonade machen.“ Die grünen Samen der unscheinbaren Süßdolde schmecken süß wie auch ihre Blätter. „Eigentlich könnte man alle Pflanzen essen, die in diesem Beet wachsen“, erklärt Buddemeier, „Giftpflanzen sind nicht dabei.“ Einige sind aber auch weniger appetitlich: „Gottvergess“ wird im Volksmund die Schwarznessel genannt, die dunkelbraun und großblättrig zwischen Phlox und der Wunderblume von Peru wächst. Sie verdankt ihren Spitznamen ihrem unangenehmen Geruch nach brennenden Autoreifen. Aber auch die habe ihre Daseinsberechtigung, sagt Hiltrud Buddemeier.

Einjährige Pflanzen

Die meisten Pflanzen im Duftbeet sind nicht frostfest und müssen jedes Frühjahr neu gepflanzt werden. „Ich achte generell darauf, dass die vielen Insekten immer was zu fressen haben“, sagt Buddemeier. Von März bis November sei immer was „auf dem Tisch“. Zitronenfalter fliegen über die Blüten, aber auch Blutströpfchen, eine seltene Falterart. Der Name rührt von den leuchtend roten Flecken auf den schwarzen Flügeln des Insekts.

Aber einige Tiere sind hier nicht erwünscht: Im Nutzgarten, einer vierteiligen Parzelle in der Mitte des Gartens sind niedrige Buchsbaumhecken um die Beete gezogen, nicht ohne Grund, so Buddemeier: „Wühlmäuse mögen den Duftstoff nicht, den der Buchsbaum verströmt.“

Der Nutzgarten ist nach dem Vorbild alter Klostergärten angelegt. Zwei Wege trennen die Beete voneinander und ergeben aus der Vogelperspektive ein Kreuz. Früher sei nur feines Gemüse in solchen Gärten angepflanzt worden, also Erbsen, Möhren und Bohnen, aber hier wachsen auch Kartoffeln, Zucchini, Rhabarber und diverse Kräuter. Karin Wirsching (71) ist pensionierte Apothekerin und kümmert sich um eine der vier Parzellen. Sie hat einen kleinen Apothekergarten angelegt. „Die ganze Ringelblume kann zu Salbe verarbeitet werden“, erklärt Wirsching und zupft eine Blüte aus. Die Samen sehen aus wie kleine Spiralen, daher der Name der Blume. Auch aus dem Meerrettich, der hier wächst, lässt sich eine Salbe bereiten, die – auf Stirn und Wangen verteilt – gegen Nasennebenhöhlen-Verstopfungen hilfreich ist.