Herne. . Nach jahrelangem Leerstand hat die Stadt sein früheres Kinderkurheim im hessischen Hammelbach verkauft. Beim Verkaufspreis musste die Verwaltung jedoch große Abstriche machen.

Salopp formuliert könnte man es so sagen: Herne ist den Klotz am Bein endlich los! Unzählige Herner haben an diesen „Klotz“ allerdings schöne Erinnerungen – geht es doch um das ehemalige Kinderkurheim der Stadt im hessischen Luftkurort Hammelbach. Nach mehr als 20 Jahren Leerstand hat die Verwaltung den an der Herner Allee (!) gelegenen Komplex für 500 000 Euro an einen Schmuckhändler verkauft, der dort eine Bildungseinrichtung u.a. für die Jagdkunde plant.

1955 wurde das Gebäude in der 1000-Seelen-Gemeinde im südhessischen Odenwald errichtet. Die Stadt unterhielt darin bis 1977 ein Kinderkurheim. Für viele Herner war es ein besonderer Ort, weil sie für einige Wochen zur Erholung in das von einem 27 000-Quadratmeter-Grundstück umsäumten Haus geschickt wurden.

Für 1,4 Mio Euro angeboten

Auch der Herner Autor Friedhelm Wessel hat nur die besten Erinnerungen an das Heim. Gleich zweimal durfte er in den 50er Jahren einige Wochen in der Anlage verbringen: „Es war eine schöne Zeit“, sagt er. Umso entsetzter war der 67-Jährige, als er vor einigen Jahren einen Abstecher nach Hammelbach gemacht hat, um alte Erinnerungen aufzufrischen: „Das Gebäude sah sehr abgerissen aus“, sagt Wessel.

Nach der Aufgabe des Kurheims vermietete die Stadt das Gebäude 1977 für 20 Jahre an den Evangelischen Kirchenkreis Herne. Bereits 1986 bat der Kirchenkreis die Stadt um Aufhebung des Mietvertrags – zunächst ohne Erfolg. Erst 1996 kam es zur Vertragsauflösung.

Seit 1986 bemühte sich die Stadt Herne nach eigenen Angaben um eine Vermarktung der Immobilie vor allem für Wohnbauzwecke. Auch mit Hammelbach bzw. mit der übergeordneten Gemeinde Grasellenbach gab es über Jahre Verkaufsgespräche. Und woran ist es gescheitert? Die Vorstellungen der Stadt Herne seien „nicht realistisch“ gewesen, sagt Grasellenbachs Bürgermeister Markus Röth auf WAZ-Anfrage. Drei Mio Mark habe Herne zunächst aufgerufen. Und noch 2007 wurde das Objekt für 1,4 Mio Euro im Internet angeboten.

Das Risiko sei für die Gemeinde zu groß gewesen, sagt Röth. Die Gewinnerwartungen von Investoren hätten an diesem Standort nicht erfüllt werden können. Die Stadt Herne macht gegenüber der WAZ für das Scheitern auch andere Gründe geltend. Eine Bebauung mit Einfamilienhäusern wäre denkbar gewesen, so Stadtsprecher Horst Martens. Das sei aber am Baurecht Grasellenbachs gescheitert.

So oder so: Das Kapitel Kinderkurheim kann die Stadt nun schließen. Und was wird aus der Herner Allee? Die soll auch künftig so heißen, so Bürgermeister Röth. Denn: „Herne ist als langjähriger Eigentümer dieses sehr bekannten Gebäudes ein Teil unserer Historie.“