Wanne-Eickel. .

Wilfried Henzel hat ein „Flugfahrrad“ gebaut, mit dem er am Cranger Kirmes-Umzug teilnehmen wird.

Ein Fahrrad steht im Hof von Wilfried Henzel (73). Nichts besonderes, will man meinen. Nur verfügt Henzels Fahrrad über Tragflächen, ein Heck und einen schwarz-weißen Flugzeugpropeller. Den hat Henzel sich extra von einem Freund besorgen lassen, der bei einer Flugwerft arbeitet. Insgesamt einen Monat lang schraubte der pensionierte Kaufmann an seinem knallgelben Gefährt. 500 Euro hat er investiert.

Ein WAZ-Artikel gab den Anstoß, erklärt Henzel. Er las in der Pfingst-Ausgabe über den Flugplatz, den es früher auf Wanner/Hertener Stadtgebiet gab. „Da dacht’ ich: Da muss man doch was machen“, erklärt der Pensionär. Seit 1971 ist Henzel Mitglied im Jägerverein Emschergau. Aber am liebsten schießt er mit der Kamera. „Ich fahre sonst nur sehr selten Fahrrad“, sagt Henzel, „wenn, dann mit der Kamera ins Resser Wäldchen, um Tiere zu fotografieren.“ Das sei seine Leidenschaft. Früher ging er ehrenamtlich in Kindergärten und Schulen, um Naturkunde zu unterrichten.

Knifflige Konstruktion

Ein Tier wird ihn auch am Samstag, 4. August, beim Cranger Kirmes-Umzug begleiten, wenn auch kein echtes: Der kleine Teddybär, der am Heck des zwei Meter langen Gefährts befestigt ist, ist genauso gekleidet wie Henzel: Als Pilot mit Fliegerbrille, weißem Seidenschal und Lederjacke. Auf letztere will Henzel bei zu warmem Wetter allerdings verzichten. Geflogen sei er früher auch, bei der Bundeswehr, danach aber nie wieder. Und wirklich fliegen, gibt Henzel zu, kann das Rad auch nicht. Dafür dreht sich der echte Flugzeugpropeller, wenn der „73-jährige Motor“, wie Henzel selbst sich nennt, in die Pedale tritt. Die Fahrradkette so mit dem Propeller zu verbinden, dass er sich dreht, sei ganz schön knifflig gewesen. Das Rad hat er von einem Bekannten geschenkt bekommen. Ein besonders stabiles, wie Henzel sagt, sonst würde der Drahtesel unter dem Gewicht von Tragflächen und Heckaufbau einknicken.

„Meine Frau ist im Moment im Urlaub,“ sagt Henzel, „aber meine Kinder und Enkel werden beim Kirmes-Umzug dabei sein.“ Sie alle wollen „den Opa fliegen sehen“.

Die neonfarbenen Windräder der Cranger Kirmes prangen auf den Tragflächen. Insgesamt ist das Gerät über zwei Meter lang.

Geboren in Gelsenkirchen

Geboren ist Henzel in Gelsenkirchen. 1964 kam er nach Wanne-Eickel und er sei gerne hier, sagt er. Den Kirmesumzug hat er sich sonst immer vom Bierstand aus angesehen. Letztes Jahr ist er dann mit im Wagen der Jägergemeinschaft gefahren. Aber dieses Jahr setzt er einen drauf. „Ich bin ein Spaßvogel“, sagt der Rentner, „sollen die Leute ruhig sagen, ich sei verrückt.“

Sein Flugfahrrad ist er bisher nur im Hof hinter seinem Haus gefahren. Die Nachbarschaft sei sehr interessiert gewesen. Wenn es am Samstag dann losgeht, wird ein Bekannter Henzel und sein Flugfahrrad mit einem offenen Hänger zum Startpunkt des Umzugs transportieren. Henzel ist schon sehr gespannt. Wenn der Umzug vorbei ist, soll das Fahrzeug in der Garage ein neues Zuhause finden. Doch erst einmal heißt es „Crange hebt ab.“