Herne. . Der Diebstahl von Benzin steigt bundesweit immer mehr an. Auch in Herne kennt man das Problem, jedoch wiegt es nicht so schwer.
Benzin wird immer teurer, die Geldbörsen der Autofahrer immer leichter. Auf dieses Ungleichgewicht antwortet ein in den letzten Jahren immer weiter angestiegener Trend: Der Tankdiebstahl ist mittlerweile bundesweit zu einem ernst zu nehmenden Problem geworden. Das Internetportal auto.de veröffentlichte kürzlich eine Studie, dessen Ergebnisse für Empörung sorgten. Demnach seien allein 2011 rund 85 065 Fälle von Tankdiebstahl bei der Polizei angezeigt worden, rund 10 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Die Diebe nutzen die geringe Überwachung der Tankstellen aus, um nach dem Volltanken ohne zu bezahlen wegzufahren. Die Sicherheitskameras sind in diesem Fall keine große Hilfe, da die Benzindiebe gestohlene oder unkenntlich gemachte Kennzeichen an ihre Autos montieren.
In Herne sind die Zahlen rückläufig
Auch in Herne ist der Kraftstoffdiebstahl eine Sorge der Tankstellenmitarbeiter. Ganz so schlimm, wie die Studie es darstelle, sei die Situation jedoch nicht, sagt Volker Schütte, Pressesprecher der Polizei Bochum: „Diese Studie muss total relativiert werden. Im Vergleich zu Bochum und Witten etwa ist Herne im positiven Sinne führend“. Insgesamt ließe sich sogar ein Rückgang verzeichnen, so Schütte weiter. Wurden 2010 noch 179 Fälle von Tankdiebstahl verzeichnet, sei die Zahl im letzten Jahr auf 172 gesunken. Darunter seien jedoch auch unabsichtliche Diebe aufgeführt, die das Bezahlen nach dem Tanken einfach vergessen hätten. Solche Versehenstaten kennt auch Wolfgang Klaeser, Geschäftsführer der Tankstelle Klaeser. „Der Tankbetrug ist immer ein Problem. Bei uns kommt es etwa einmal im Monat vor, dass jemand nicht bezahlt. Wenn es tagsüber passiert, sind es aber meist einfache Versehen: Die vorsätzlichen Diebstähle geschehen in der Nacht.“ Dabei sei es Glückssache, ob die Missetäter gefasst werden können. „Etwa zwei Drittel der Diebe können wir durch die Kameras identifizieren“. Mittlerweile, so Klaeser, seien die Zapfsäulen nachts geschlossen. Der Verlust durch das ausbleibende reguläre nächtliche Geschäft sei durch die Einsparung der Verluste durch Diebstähle zu rechtfertigen.
Höhere Preise sind nicht der Grund
Die Hintergründe für den Diebstahl von Sprit sieht Frank Fischer, Geschäftsführer der FLuS Handelsgesellschaft, die fünf Tankstellen in Herne und Umgebung betreibt, bei der schlechten allgemeinen Finanzlage. „Man kann nicht sagen, dass häufiger betrogen wird, wenn die Benzinpreise ansteigen. Im Gegenteil - es wird häufiger geklaut, wenn die Tankstellen voller sind, weil es dann unauffälliger ist. Und am vollsten sind sie, wenn die Preise niedrig sind.“ Das bestätigt auch die Polizei: die Anzahl der Diebstähle sei in etwa gleichbleibend, unabhängig von der Preislage, so Volker Schütte. Auf 100 000 Einwohner kämen in Herne etwa 104 Fälle von Tankbetrug, in Bochum und Witten liegen die Zahlen mit 116 und 115 Fällen etwas höher. Der Verlust, der in Herne durch die Tankdiebe anfällt, sei nicht dramatisch.
Ralf Hochheim, Betreiber der Total Station an der Horsthauser Straße, berichtet Ähnliches: „Gott sei Dank sind es nur ein bis zwei Diebe pro Monat“. Manchmal seien es auch Wiederholungstäter, die auf den Kamera-Aufzeichnungen wiedererkannt werden könnten. In 80 Prozent der Fälle benutzten die Diebe gestohlene Kennzeichen. Die Verluste, die dabei entstünden, beliefen sich auf etwa 200 Euro im Monat. Diese Beträge werden allerdings von der Gesellschaft erstattet - diese Rücklage bietet sich den freien Tankstellen nicht. „Die Diebstähle werden immer als Bagatelle abgetan“, ärgert sich Wolfgang Klaeser, „wegen der angeblichen Geringfügigkeit werden sie nicht weiter verfolgt. Dabei steigt gerade zum Monatsende, wenn das Geld knapp wird, die Häufigkeit der Diebstähle an.“ Nichtsdestotrotz sei die Aufklärungsquote der Betrugsfälle in Herne deutlich angestiegen: Während 2010 nur 18,5 Prozent der Fälle aufgeklärt werden konnten, waren es 2011 schon 25 Prozent, so Polizeisprecher Schütte.