Wanne-Eickel. . Die Künstlerzeche Unser Fritz wurde zum FilmSchauPlatz für Kaurismäkis „Le Havre“.Bei sommerlichen Temperaturen war im Open-Air-Kino jeder Stuhl besetzt.

Für einen Abend mutierte die Künstlerzeche zum Freiluft-Kino. Die Reihe „Filmschauplätze NRW“ machte am Donnerstagabend Halt in Herne – und mehr als 300 Herner wollten sich das Ereignis nicht entgehen lassen.

Zunächst steht sie etwas verloren da, die riesige Kinoleinwand auf dem Feld hinter der Künstlerzeche. Mehrere hundert Stühle sind davor aufgebaut, alle noch unbesetzt. Der ein oder andere Kinofan hat sich aber seinen Platz schon mit einer Decke gesichert. „Das ist ja wie auf Mallorca am Pool“, sagt ein Besucher lachend.

Ein erstes Bier am Sandstrand

Es ist 20.30 Uhr und noch ist nichts los vor der Kinoleinwand, die aussieht, wie ein riesiges, viereckiges Schlauchboot. Kein Wunder – der Film soll erst starten, wenn die Dämmerung einbricht. „Vorher ist es zu hell, dann würde man nichts auf der Leinwand erkennen“, erklärt Anna Fantl von der Filmstiftung NRW, dem Organisator des Events „Filmschauplätze NRW“.

Der Abend beginnt im Biergarten der Künstlerzeche. Eine Band spielt Hits aus vergangenen Zeiten, von Status Quo oder den Small Faces. Die Besucher unterhalten sich, trinken Bier, erfrischen sich mit einer Cola oder bereiten sich mit einer Bratwurst vom Grill auf den bevorstehenden Film vor. „Ich finde die Atmosphäre hier sehr entspannend“, sagt Ingo Bütow-Blanke.

Der Herner ist zum ersten Mal bei einer Kino Open-Air-Veranstaltung dabei. Anneliese Wiegand hat da schon mehr Erfahrung. „Schon im letzten Jahr hat es mir sehr gut hier gefallen, deswegen wollte ich unbedingt auch dieses Jahr wieder beim Kino Open Air dabei sein.“

Einige Meter vom Biergarten entfernt haben die Betreiber der Künstlerzeche eine Art Sandstrand angeschüttet. Die Kinofans relaxen in Liegestühlen oder Strandkörben. Auf dem Rhein-Herne-Kanal fährt das Frachtschiff Dresden II vorbei. Ein wenig wie Urlaub ist es schon, was die Organisatoren hier anbieten.

Gegen 22 Uhr dämmert es, und die Stuhlreihen vor der Open-Air -Leinwand füllen sich schnell. Ein Popcorn-Stand sorgt für authentische Kinoatmosphäre. Beim Blick durch die Stuhlreihen wird klar: Das Event wird von Menschen aller Altersklassen angenommen. „Im letzten Jahr bestand das Publikum hauptsächlich aus jungen Leuten“, sagt Carina Brust und hat sofort die Erklärung parat: „Lag wahrscheinlich am Film, damals lief Bang Boom Bang.“

Für 2012 haben die Organisatoren den tragikomischen Film „Le Havre“ des finnischen Kultregisseurs Aki Kaurismäki gewählt. „Der Film spielt am Wasser und wir befinden uns hier auch am Wasser, das passt also“, erklärt Anna Fantl von der Filmstiftung NRW. Der Kurzfilm vor dem Spielfilm - hier „Halleluja“ von Bernhard Marsch - hat Tradition, denn eigentlich sei dies ja die Aufgabe der Filmstiftung, sagt Fantl: junge Autoren zu fördern.

In „Le Havre“ geht es um den in die Jahre gekommenen, erfolglosen Autor Marcel Marx, der sich als Schuhputzer durchs Leben schlägt, aber wegen seiner kindlichen Naivität trotzdem glücklich ist. Erst die plötzliche Krankheit seiner Frau und der afrikanische Flüchtlingsjunge Idrissa wirbeln das Leben des stadtbekannten Bohemian durcheinander.

Nach 90 Minuten läuft der Abspann über die Leinwand. Die Verkäufer am Popcornstand verschenken die letzten Tüten des Kinosnacks an die nach Hause gehenden Besucher. „Ein Snack für den Heimweg?“, fragen sie. Schnell leert sich der Platz. Bis sie schließlich wieder etwas deplatziert und verloren auf dem großen Feld da steht, die riesige Kinoleinwand.