Herne. . Friedrich-Wilhelm Bleich (66) hat vor neun Jahren ein Personenschiff gekauft.Seitdem fährt er mit der „Friedrich der Große“ Ausflügler durch das Ruhrgebiet.
„Damals, in den 60ern, hatte ich zwei Möglichkeiten. Entweder ich geh’ auf Zeche oder ich werde Binnenschiffer. Ich bin dann Binnenschiffer geworden.“ Der 66-Jährige Friedrich-Wilhelm Bleich sitzt am Tisch, unter Deck seines Schiffes „Friedrich der Große“, bei einer Tasse Kaffee. Einem sehr starken Kaffee, ist halt nichts für Weicheier, so ein Binnenschiffer-Leben.
Der junge Friedrich-Wilhelm bekam auch sofort eine Ausbildungsstelle. „Damals hatte ja noch fast jede Zeche und jedes Stahlwerk eine eigene Reederei“, sagt er. Binnenschiffer wurden gebraucht. Bleich machte das Kapitänspatent und fuhr seitdem seine Lastschiffe. „Irgendwann habe ich da aber keine Lust mehr drauf gehabt. Ich wollte was anderes machen.“
Da hat Bleich beschlossen, ein Personenschiff zu kaufen, ein Haus zu bauen und in die Ausflugs-Schifffahrt einzusteigen.
400 000 Euro Kaufpreis
Sein Haus, sein Auto, seine Familie und sein Schiff - alle haben sie jetzt die Adresse Gneisenaustraße 204 in Horsthausen. Das Haus steht am Rande der Promenade, das Schiff Friedrich liegt an der Anlegestelle. „Wir haben im Jahr 2003 rund 400 000 Euro für das Schiff bezahlt. Damals hatte es noch einen anderen Namen, den habe ich aber geändert.“ Ja, in Friedrich der Große, das passt auch besser zum neuen Eigner und Kapitän, Friedrich Wilhelm Bleich.
400 000 Euro hört sich für den Laien nach viel Geld an für ein Schiff. „Nee, die Friedrich ist aus dem Jahr 1961. Wenn ich so ein Schiff neu bestellt hätte, läge der Preis bei vier Millionen Euro.“ Okay, war ja nur die Frage einer Landratte.
Bleichs Frau, Virginia, managt die Gastronomie auf dem Schiff. Sie kümmert sich darum, dass die Passagiere auch alles das bekommen, was sie gebucht haben. Meist kommen Gesellschaften, wie Firmen, Vereine oder es werden Geburtstagspartys auf dem Kanal gefeiert.
„Omma“, ruft der Kapitän in Richtung untere Etage, wo seine Frau gerade alles für den nächsten Ausflug vorbereitet, „Was kommt da nachher für eine Gesellschaft?“ Die Antwort tönt zurück: „Das ist ein Chor aus Bochum!“ Rund 70 Personen kommen später mit dem Bus angereist. Der Chor hat die Vier-Kanäle-Tour gebucht, die dauert vier Stunden. „Erst fahren wir zum Stadthafen Recklinghausen, da geht es durch die Schleuse, dann Richtung Datteln, wieder eine Schleuse und so weiter.“ Ist bestimmt schwierig, so ein großes Schiff durch Schleusen zu manövrieren. „Ist es schwierig einen Jumbo-Jet zu landen? Ja, für einen Laien auf alle Fälle, für einen Piloten nicht. Ich bin Kapitän, für mich ist so eine Schleuse auch kein Problem.“ Okay, war wieder so eine Landrattenfrage.
Kapitän Bleich ist schon im Ruhestand. Die Touren fährt normalerweise sein Sohn Roland. Bleich hilft nur noch aus. „Im nächsten Jahr ist mein Sohn dann auch der Eigner von der Friedrich. Dann habe ich keine Lust mehr.“
Friedrich Wilhelm Bleich verabschiedet sich. Er muss sich noch umziehen. „Meine Arbeitskleidung anziehen.“ Das bedeutet die komplette Kapitänsuniform mit Mütze und goldenen Verzierungen an der Jacke. Der Chor aus Bochum soll schließlich auch was zu sehen bekommen.