Herne. . Die Mehrgenerationen-Wohnanlage an der Straße des Bohrhammers ist jetzt mit dem Klaus-Novy-Preis ausgezeichnet worden. Unter acht Kandidaten kam das Herner Projekt auf den mit 2000 Euro dotierten zweiten Platz.

Das Besondere an dem in der Wohnungswirtschaft renommierten Preis: Es kann sich niemand selbst bewerben, Kandidaten werden vielmehr von ehemaligen Preisträgern vorgeschlagen. So setzte sich der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland-Westfalen für das Herner Projekt ein. Zum einen, weil hinter der Idee, mehrere Generationen an der Straße des Bohrhammers unter einem Dach zu vereinen, der genossenschaftlich organisierte Wohnungsverein Herne steht, der wiederum die Mitglieder des Trägervereins „Wohnen in Gemeinschaft“ (WiG) unterstützt. Zum anderen informiert WiG andere Interessierte offensiv über das Herner Projekt.

WiG-Mitglieder zeigten Haus

So nehmen Mitglieder der Gemeinschaft an Treffen mit Bewohnern anderer Mehrgenerationenhäuser teil, stehen aber auch zur Verfügung, um zwei- bis dreimal im Monat interessierte Gruppen und Besucher persönlich durch die Anlage im Herner Süden zu führen und das Haus, die Umgebung und das Konzept der im Herbst 2010 bezogenen Wohnanlage vorzustellen.

Das ließen sich die WiG-Mitglieder Else Schwieger und Ingrid Richter auch nicht nehmen, als die immerhin 80 Jury-Mitglieder der deutschen Wohnungswirtschaft anrückten, um sich die Kandidaten für den Klaus-Novy-Preis anzusehen. Statt den Profis aus dem Vorstand des Wohnungsvereins Herne die Präsentation zu überlassen, nahmen die beiden Damen die Dinge selbst in die Hand und überzeugten mit freier Rede und Bild-Darstellungen vom wirklichen Leben in der mehrere Generationen umfassenden Gemeinschaft.

57 Bewohner bis 78 Jahre

So schilderte Else Schwieger, wie sie sich selbst erst nach und nach mit dem Gedanken des Mehrgenerationenwohnens anfreundete, welche Steine die Mitglieder des Vereins anschließend aus dem Weg zu räumen hatten, was im Alltag funktioniert und was weniger. Das kam bei den Jury-Mitgliedern so gut an, dass sie nur dem Mietshäuser-Syndikat in Freiburg in geheimer Abstimmung mehr Punkte zuerkannten. Auf den dritten Platz nach den Hernern kam die KunstWohnWerke eG aus München.

In dem Herner Haus leben 57 Bewohner im Alter von wenigen Monaten bis zu 78 Jahren. Die barrierefreie Wohnanlage bietet auf 2260 Quadratmetern 32 Wohnungen mit 40 bis knapp 100 Quadratmetern. Energietechnisch befindet sich die Wohnanlage auf Passivhausstandard mit Regenwassernutzung, Solarthermie und Gründach. Die 2000 Euro, die der Klaus-Novy-Preis den Hernern eingebracht hat, sollen wahrscheinlich in den über 3000 Quadratmeter großen Garten investiert werden.