Herne. In der Projektwoche der Jugendkunstschule an der Dannekampschule arbeiten Kinder von acht bis 13 Jahren mit Fundsachen und Eindrücken aus der Natur am Kanal. Am Sonntag ist Präsentation in Recklinghausen.

Für die einen ist es ein kaputter Regenschirm, weggeworfen am Kanalufer. Andere wie Franziska, Marie oder Anna bauen daraus eine Figur. Mit einem neuen Blick für alles Verwertbare streifen in diesen Tagen die Kinder einer Projektwoche der Jugendkunstschule in Unser Fritz am Wasser entlang. „Kunstobjekte aus Fundsachen“ sollen gebaut werden, haben sich JKS-Dozent Torsten Kropp und seine Truppe vorgenommen.

Zu ihr gehört auch Lina (13). „Magnolia“ heißt ihre Meerjungfrau mit Rock und Bikinioberteil aus blaugemustertem Schirmstoff. Orange Kabel hat sie als Haare mit einem Netz und Zopfgummis befestigt, ein Plastikmännchen als Nase angetackert. Jetzt schaut Lina ganz zufrieden: „Ich finde das richtig toll, dass man selber Ideen haben und das dann machen kann.“

Geräusche mit dem Mikro gesammelt

Acht Jahre und aufwärts sind die Kinder aus dem Stadtteil und darüber hinaus, die ihre erste Ferienwoche mit drei JKS-Dozenten in der Dannekampschule und drumherum verbringen. „Kunst Kinder“ heißt das Projekt, es ist bei der Kulturhauptstadt 2010 im Kontext des „Kulturkanals“ entwickelt worden. Inhaltliche Klammer der drei Workshops ist dementsprechend eine Auseinandersetzung mit dem Umfeld der nicht mehr für Unterrichtszwecke genutzten Schule, die direkt am Rhein-Herne-Kanal liegt. Neben Torsten Kropp leiteten Michaela Koenen-Welles und Peter Eisold die Workshops.

Für den Schlagzeuglehrer Eisold auch die erste Erfahrung dieser Art. Seine Idee: „Wir sind losgezogen mit dem Mikrofon, um Geräusche zu sammeln.“ Ein Auto, rieselnder Sand, ein knatschendes Geländer. „Eigentlich wollten wir mit den Geräuschen noch was am Computer machen“, berichtet Eisold, „aber das war zu viel.“ Zuviel deshalb, weil seine Jungs genug damit zu tun hatten, sich mit den aus der Jugendkunstschule mitgebrachten Schlaginstrumenten anzufreunden, vom Glockenspiel bis zur Schlitztrommel. „Die Kinder sollten einfache Schlagtechniken erlernen und einfache Rhythmen verstehen und umsetzten“, gibt Peter Eisold sein Konzept wieder, das sich als etwas zu hoch gegriffen erwies. Denn die wahre Herausforderung, so stellte sich heraus, ist es für die Kinder, in einer Gruppe zusammenzuspielen. Bis auf zwei Mädchen hat noch keiner ein Instrument in der Hand gehalten, entsprechend ungestüm ist der Umgang mit dem Schlagwerk.

Gruppen wachsen bis zum Abschlussfest zusammen

Unter der Regie der Dozentin Margret Cramer nähern sich nun bis zum Wochenende die Disziplinen einander an. Eisolds Musiker tun sich dann mit den Tänzerinnen zusammen, die gerade mit einem blauen Tuch das Wasser in ihre Bewegungen einfließen lassen. Neben der Inspiration aus den Naturelementen darf es aber ruhig auch etwas HipHop sein.

Für Natalie Borlinghaus, die neue Projektkoordinatorin an der JKS und stellvertretende Leiterin, ist das Besondere im Vergleich zu anderen Ferienprojekten die „Auseinandersetzung mit dem Umraum und die Übersetzung in die künstlerischen Disziplinen.“ Dass die drei Gruppen sich anschließend gegenseitig befruchten und beim Abschlussfest Teil eines noch größeren Ganzen werden, gefällt ihr gut. Und wenn am Ende noch ein paar Kinder „neue Ausdrucksformen für sich entdecken“, ist ein Ziel erreicht.