Nach über einem Jahr steht die Renovierung kurz vor dem Abschluss. Rund 1,5 Millionen Euroflossen in Wärmedämmung, Barrierefreiheit und die Neugestaltung des Innenhofs.
Ein paar Kabelenden warten noch darauf, an Lampen angeschlossen zu werden, hier und da fehlt ein wenig Putz. Auch ein Gerüst steht noch – doch das sind lediglich Details. Das frische Eickel-Center ist längst zu erkennen: Die dunklen Schieferplatten sind verschwunden, in freundlichen Gelb- und Rottönen strahlt die Fassade seit einigen Tagen.
Rund 1,5 Millionen Euro investierte die Eigentümergemeinschaft Pfingstmann/Schettler in die Renovierung, mehr als ein Jahr nahmen die Bauarbeiten in Anspruch. Der Gebäudekomplex mit mehr als einem Dutzend Ladenlokalen und 71 Wohneinheiten erhielt eine Wärmedämmung, die Zugänge zu den Arztpraxen wurden barrierefrei umgebaut, ein Teil der Dächer begrünt. Zudem wurde der Innenhof neu gestaltet, um dessen alte Attraktivität neu zu wecken.
Das Gebäude entstand 1972/73
Es handelt sich also längst nicht nur um einen kosmetischen Minimaleingriff, mit der Generalüberholung wurde das Eickel-Center quasi zurück in die Gegenwart geholt – was 40 Jahre nach dem Bau dringend notwendig geworden war.
In den Jahren 1972/73 entstand das Eickel-Center am St.-Jörgen-Platz auf dem Areal des ehemaligen Eickeler Amtshauses und einer Bunkeranlage. Die Jahreszahl offenbart ein wenig über die Gründe der Entstehung. „Eickel sollte zu einem urbanen Zentrum entwickelt werden“, sagt Rolf Schettler. Die Städteehe zwischen Wanne-Eickel und Herne, die eine Verlagerung der Kundenströme auslösen sollte, war ebenso wenig absehbar wie Einkaufscenter auf der grünen Wiese. Schettler: „Das Hannibal-Center und das damit veränderte Einkaufsverhalten war damals noch gar nicht vorstellbar.“
Diese scheinbar übermächtige Konkurrenz – fast in Sichtweite – konnte dem Eickel-Center kaum etwas anhaben, weil es selbst diverse Stärken hat. Viele Kunden, davon ein guter Anteil der Generation 60plus, wohnen nur einen Pantoffel-Fußweg entfernt, Bahn- und Buslinie halten vor der Haustür, für Autofahrer gibt es genügend Parkplätze. Und mit einem Vollsortiment-Supermarkt gibt es einen Ankermieter, der für eine beachtliche Kundenfrequenz sorgt.
Dennoch registrierten Rolf Schettler und Marianne Pfingstmann in der vergangenen Jahren eine nachlassende Attraktivität – eine Wahrnehmung, die das Büro „Jung Stadtkonzepte“ den Eigentümern 2010 in einem Gutachten ungeschminkt bestätigte. „Deutliche Abwärtstrends zeigen sich bereits bei einigen zum Innenhof orientierten Ladenlokalen. Hier besteht das Risiko einer weiteren Abwertung des gesamten Objekts“, heißt es darin. Und weiter: Architektur und unmittelbares Umfeld wirkten nicht als Visitenkarte.
„Wir wollten nicht in den Sog von Spielhallen und Ein-Euro-Shops geraten“, erläutern Pfingstmann und Schettler ihre Motivation, dem Eickel-Center eine umfassende Schönheitskur zu verordnen. Die Wirkung der Renovierung sei bereits spürbar. Es gebe eine erhöhte Nachfrage nach Flächen, auch der Weggang der Sparkasse sei kompensiert, der Blumenladen wirke als neuer Frequenzbringer, so Marianne Pfingstmann.
Dass an der Eickeler Straße mit einem geplanten Lebensmittelmarkt neue Konkurrenz entstehen könnte, halten Pfingstmann und Schettler für einen „riesengroßen städtischen Planungsfehler“, der die urbane Qualität von Eickel insgesamt gefährde (die WAZ berichtete), doch die Eigentümer wollen offensiv die Vorteile des Eickel-Centers herausarbeiten. „Wir glauben an den Standort.“