Herne. . Jennifer Bödeker ist erst zwölf Jahre alt, aber sie weiß, was sie will: singen. Kürzlich gewann sie in Bochum den Mini-Star Wettbewerb.
Nachwuchstalente und solche, die sich dafür halten, gibt es zuhauf. Angestachelt durch immer wieder neue Casting-Shows, die den „großen Durchbruch“ versprechen, sprießen sie wie Unkraut aus dem Boden: hoffnungsvolle Teenager, begeisterte Twens, von den Eltern getriezte Kids, alle wollen sie ins Fernsehen, berühmt werden, im Rampenlicht stehen. Dabei ist das Talent meist nur noch eine nebensächliche Frage. Häufig scheint die Medientauglichkeit und die gelungene Selbstdarstellung für den Erfolg zentraler zu sein. Dieser ist dann meist nur von kurzer Dauer, denn der Verschleiß an den meist naiven Traumtänzern ist ob der großen Nachfrage natürlicherweise hoch.
Mathe-Note musste stimmen
Erfrischend also, mal ein Gegenbeispiel zu sehen. Jemand, der das System geschickt zu nutzen weiß, um damit tatsächliches Talent zu beweisen: Jennifer Bödeker aus Herne ist so ein Gegenbeispiel. Das gerade mal 12-jährige Persönchen, das momentan die 6. Klasse des Otto-Hahn-Gymnasiums besucht, hat große Pläne im Gesangsgeschäft. Seit sie mit vier Jahren locker zu ihrer Lieblingsmusik zu trällern begann, ließ sie die Leidenschaft zur Musik nicht mehr los.
Immer wieder zog sie die Aufmerksamkeit des Bekanntenkreises der Familie auf sich, der auch einige Künstler und Musiker - mitunter aus der berüchtigten Casting-Show-Welt - zu seinen Mitgliedern zählen darf. Die Band „R8 ChoiZ“, die mit der Familie befreundet ist, schaffte es bei „X-Factor“ auf Platz 25; Andrew Fischer nahm an „Unser Star für Baku“ teil. Motiviert durch das positive Urteil der Freunde und Musiker gleichermaßen begann Jennifer daraufhin, sich etwas ernsthafter mit ihrer Gesangsausbildung zu befassen. Professioneller Gesangsunterricht sollte das Naturtalent zur ausgereiften Sängerin heranblühen lassen – wenn denn vorher die Noten in Mathe stimmten! Die Realität holte Jennifer ein, als diese Voraussetzung zur weiteren Ausbildung ihrer Singstimme von den Eltern vorgegeben wurde.
Demo-CD geplant
Trotz des pädagogischen Eingreifens in die musikalische Karriere des Kindes unterstützte vor allem ihre Mutter Jennifer bei dem Vorankommen im Musik-Geschäft; nach weiteren Erfolgen und positiven Rückmeldungen im Schulchor meldete sie ihre Tochter für einen Bochumer Wettbewerb an: „Bochums Mini Star“, eine Veranstaltung der Initiative Kinderlachen e.V. Auf dem vierten Kinderlachen-Tag in der Bochumer Jahrhunderthalle gelang Jennifer dann kürzlich der erste handfeste Erfolg. Die Jury, bestehend aus Alessandra und Oliver Pocher, Kim Gloss und der „Alles was zählt“-Schauspielerin Kaja Schmidt-Tychsen, wählte die junge Nachwuchssängerin zur Siegerin. Und das, obwohl sie nicht aus Bochum, sondern aus Herne kommt.
Der Ehrgeiz steht der 12-jährigen Jennifer ins Gesicht geschrieben, wenn sie von ihren weiteren Plänen spricht. „Bald möchte ich eine Demo-CD aufnehmen“, sagt sie selbstsicher und stolz, „in einem professionellen Tonstudio. Ich werde meine Songs, die ich selbst schreibe, dann über YouTube weiter verbreiten und hoffe, dass ich bald entdeckt werde.“ Am besten sollte es der Manager von Justin Bieber sein, denn von ihm wisse die Kleine, dass er auf dem Video-Portal nach Nachwuchs Ausschau halte.
Bis dahin soll die Stimme weiter trainiert und die Techniken ausgefeilt werden. Nun, da die nötige Motivation auch für die passende Mathe-Note gesorgt hat, unterstützt auch professioneller Gesangsunterricht das Geradebiegen des ein oder anderen schiefen Tons. Von so viel Ehrgeiz und Selbstsicherheit kann sich so mancher Erwachsener noch eine Scheibe abschneiden.