Herne. . Eine Magenoperation ist kein Allheilmittel gegen Fettleibigkeit. Das war ein Fazit am Ende des WAZ-Medizinforums mit fünf Experten in den Flottmann-Hallen.

Eine Magenoperation ist kein Allheilmittel gegen Fettleibigkeit. Wenn es am Ende des 90-minütigen WAZ-Medizinforums in den Flottmann-Hallen ein Fazit gab, dann war es dieses.

Zum Thema Adipositas – im Volksmund auch als Fettleibigkeit bekannt – sind sich die Experten der fünfköpfigen Diskussionsrunde einig: Meist ist ein operativer Eingriff nur der letzte Ausweg im Kampf gegen das Übergewicht. Doch der letzte Ausweg erweist sich in der Regel als erfolgreich.

Professor Dr. Matthias Kemen betont, dass konservative Therapien der erste Schritt in Richtung Gewichtsreduzierung seien. Erst wenn diese nichts nützten, so der Chefarzt der Kliniken für Allgemeine- und Viszeralchirurgie des Evangelischen Krankenhauses Herne (EvK), könne man den chirurgischen Weg gehen. „Die Chirurgie ist nicht der erste Adressat für diese Probleme.“ Gescheiterte Bewegungs- und Ernährungstherapien sowie ein BMI (Body Mann Index) von über 40 seien erst ein triftiger Grund. Zudem müsse der Patient über 18 sein. Dann erst könne eine Verkleinerung des Magens durchgeführt werden – durch Magenbypass, Schlauchmagen oder Magenband.

Heike Sauer weiß, wie sich so eine Operation anfühlt. Das Mitglied der Selbsthilfegruppe Adipositas bekam 2011 selbst einen Magenbypass. Dabei wurde ihr Magen in zwei ungleich große Teile geteilt, der kleinere von beiden an den Dünndarm angeschlossen. Der dann verkleinerte Magen führte zu einem schnelleren Sättigungsgefühl. „Das war für mich die besten Entscheidung nach den vielen gescheiterten Diäten“, sagt Sauer, „der Boomerang kam immer wieder zurück“. Nach der OP, so betont sie, sei ihre Lebensqualität gefühlt „um 300 Prozent gestiegen“.

Prof. Dr. Friedrich Jockenhövel bezeichnet eine Operation am Magen als letztes Mittel. Der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am EvK setzt zunächst auf andere Verfahren. „Oft kann auch eine Schilddrüsentherapie erfolgreich sein“, sagt der Hormonspezialist. Wenn es jedoch zur Operation komme, müsse für jeden Patienten individuell entschieden werden, welche von den verschiedenen Möglichkeiten die Beste wäre: „Jede Begleiterkrankung trägt dazu bei, die passende Therapie zu finden.“

Bevor es zu den entsprechenden Eingriffen kommt, sorgen Ernährungsberater für Klarheit. „Wir sagen den Patienten, dass sie nach der OP nie wieder so essen können wie vorher“, betont Corinne Merkel, Diätassistentin der Diätküche des EvK. Wichtig sei nach der Operation eine eiweißhaltige Ernährung mit magerem Fleisch und Milchprodukten. Tabus gäbe es aber keine: „Prinzipiell geht alles, denn der Körper bremst einen dann von selbst“, sagt die Ernährungsexpertin mit Blick auf den nach der OP verkleinerten Magen.

Allgemeinmedizinerin und Ernährungsberaterin Dr. Marjana Schmitter setzt auf eine Veränderung der Essgewohnheiten vor und nach einer Operation. „Man muss nicht nur die Masse, sondern auch die Qualität des Essens umstellen“, sagt sie und fügt hinzu: „Es ist auch eine Kopfsache – die Umstellung der Essgewohnheiten nach der OP ist sehr schwierig.“ Die in Eickel niedergelassene Ärztin will ihren Patienten dabei unter die Arme greifen und beratend beistehen.

Am Ende sind sich alle einig: Konservative Therapien sind immer der erste Schritt bei Fettleibigkeit, eine Operation immer nur das letzte Mittel.