Die Anklage liest sich so, als säßen auf der Anklagebank richtige Gangster. In nur wenigen Wochen – zwischen Mitte Dezember und Ende Januar – sollen drei junge Männer 13 bewaffnete und maskierte Raubüberfälle auf Spielhallen begangen haben: drei davon in Herne.
Immer wurde das Personal mit einem Messer bedroht. Dann mussten die Angestellten das Geld herausgeben. Die Beute lag zwischen 160 und 1500 Euro – insgesamt rund 6500 Euro. Die Aufgabenteilung war abgesprochen, hieß es am Dienstag zum Prozessbeginn am Landgericht Bochum. Alle Angeklagten kommen aus Recklinghausen. Sie sind 19, 21 und 23 Jahre jung und sitzen seit Januar in U-Haft. Die beiden Älteren sind die Onkel des Jüngeren. Ihre große Familie sitzt mit im Gerichtssaal.
Der 19-jährige Angeklagte räumt alle Vorwürfe ein. Die anderen warten ab. Ein Geständnis wird aber auch von ihnen erwartet. Schließlich hat es bereits vor dem Prozess ein „Rechtsgespräch“ unter den Juristen über die Strafhöhe gegeben. Der Oberstaatsanwalt hat Haftstrafen von bis zu zehn Jahren ins Auge gefasst.
Alle Angeklagten haben beruflich nichts auf die Reihe gebracht. Der 21-Jährige zum Beispiel machte vor Gericht einen extrem lust-, antriebs- und disziplinlosen Eindruck. Liederlich lümmelte er sich auf dem Stuhl herum. Einen Ein-Euro-Job, wie vom Staat angeboten, wollte er nicht machen: „Ich bin kein Ein-Euro-Junkie.“ Lieber ließe er sich „hinrichten“. Auch das Essen im Knast mag er nicht: „Ich weiß nicht, wo die das herholen. Ich habe so was noch nie gesehen.“ Seine Haupttätigkeit in der JVA sei „Schlafen“. Vor seiner Verhaftung habe er sich in Spielhallen herumgetrieben – „mein zweites Zuhause“.
Sein mitangeklagter Bruder ist zweifacher Familienvater. Er gibt an, stark drogensüchtig zu sein. Dessen ebenfalls angeklagter Neffe war mal ein vielversprechender Fußballer und wollte Bürokaufmann werden. Jetzt sitzt auch er im Gefängnis.
Erwischt wurden alle mit Hilfe von Tatortspuren, Handy-Verbindungen und Lichtbildern. Der Prozess wird fortgesetzt.