Wanne-Eickel. . Früher hatte er einen Hund, heute sind es 35 Meerschweinchen: Fritz Pascher ist Tierschützer, seit sechs Jahren ist er im Vorstand des Tierheims Herne-Wanne und seit Ende März auch als erster Vorsitzender.

„Die Tierschutzaktivitäten haben bei mir so mit dem 17., 18. Lebensjahr angefangen“, erinnert er sich. Der 59-Jährige hat eine Meerschweinchenpflegestation, und ist nicht etwa im Tierheim untergebracht: Ein Großteil der Tiere lebt bei ihm und seiner Frau. „Namen bekommen sie von mir mittlerweile nicht mehr“, sagt Pascher. Weil er sich sonst so schwer von den Tieren trennen könne. Schließlich sei das ja das Ziel: die Vermittlung.

Und zwar an die richtigen Abnehmer. Erst kürzlich habe er einen Anruf von einem Vater bekommen, der für seinen Sohn ein Meerschweinchen wollte. Das habe wie die Frage nach einem Spielzeug geklungen. Auch die von dem Vater beschriebene Käfig-Länge von 80 Zentimetern sei viel zu kurz gewesen: „Mindestens 1,40 Meter Länge benötigen die Tiere zum Auslauf“.

Neben Meerschweinchen kümmert sich der Verein auch um Hunde, Katzen, Vögel und Kaninchen. Ab und zu sind auch mal Mäuse, Ratten oder ein Chinchilla darunter. „Momentan haben wir 30 Hunde, Platz haben wir für 38“, berichtet der zweite Vorsitzende des Vereins, Wolfgang Scheibel, der zum Gespräch dazugestoßen ist. Er ist hauptamtlich für die Hunde zuständig, unter denen sich auch Lolly befindet. Die zweijährige Hündin leidet unter einem schweren Hüftleiden, muss zwei OPs über sich ergehen lassen. Kostenpunkt gesamt: rund 3000 Euro. „Den Großteil der Kosten machen bei uns im Heim die Tierarztkosten aus, das sind an die 100 000 Euro im Jahr“, beziffert Pascher. Die Kosten im Monat für Futter, Arzt, Strom etc. beliefen sich auf 23 000 Euro – so viel, wie man für einen Luxus-Kleinwagen bezahle. Und ohne die knapp 600 Euro für die Meerschweinchen-Pflegestelle bei Pascher zu Hause. Die zahlt er aus eigener Tasche.

Die Mehrheit der Tiere bilden auch hier die Katzen: „Momentan haben wir rund 50, im vergangenen Jahr waren es sogar 90“. Rund 250 wild lebenden Katzen werden alleine von freiwilligen Helferinnen des Vereins – sechs an der Zahl – betreut und gefüttert. „Für die Katzen fehlen uns noch Ehrenamtliche, die die Tiere beschäftigen und sozialisieren“, sagt Pascher, der als Manager in einem Chemie-Unternehmen arbeitet. Das Tierheim bekommt keine städtische Unterstützung, sondern finanziert sich nur aus Spenden (siehe Box). Und aus bereitgestellten Mitteln, etwa vom Land. Die könnten aber nur kleine Lücken schließen. 2000 Euro Zuschuss gab es zuletzt für die Katzenkastration, Kostenpunkt: rund 11 000 Euro gesamt. „Sollten wir die Katzenbetreuung aus finanziellen Gründen nicht mehr übernehmen können, wird sich die Stadt umgucken“, meint Pascher.

Taube in der Fritteuse

Der 59-Jährige ist im Gegensatz zu vielen anderen Tierschutzfreunde übrigens kein Fleischverächter: Schwein oder Rind isst er ohne Reue. „Das sind Nutztiere, und ich habe ihnen keinen Namen gegeben“. Nur Kaninchen, die er auch im Tierheim streichelt, kriegt er nicht runter. Der neuste Zuwachs des Heims, eine Taube, hätte den (Aus-)flug in die Räumlichkeiten eines griechischen Imbiss jüngst kaum überlebt: Sie war in die Fritteuse geflogen und wird nun aufgepäppelt.

Zum Verein: Das Tierheim Herne-Wanne bekommt keine finanzielle Unterstützung durch die Stadt; diese unterstützt das Gelsenkirchener Tierheim. Hier müssen werden alle Fundtiere abgegeben. Wer speziell für Herne-Wanne spenden möchte, kann dies tun bei der Herner Sparkasse, BLZ 432 500 30, Kto-Nr. 15 446.

Die Funktionen im Verein: Stellvertretender Vorsitzender ist Wolfgang Scheibel, bestätigt wurden Veronika Wolff (2. Vors.), Silvia Rettkowski (Geschäftsführerin), Gaby Scheibel (Kassenwartin), Steffi Mayer (Schriftführerin), Wolfgang Scheibel (Sprecher) sowie Norbert Wolff und Silke Brodowski (Kassenprüfer).