Herne. . Im vergangenen Jahr wurden knapp 2500 Strafen gegen Hartz-IV-Empfänger verhängt. Das entspricht einem Plus von 22 Prozent gegenüber 2010. Trotz des Anstiegs zeigt sich Karl Weiß, der Chef des Jobcenters, nicht alarmiert.

Sanktionen seien die Ausnahme, betont Weiß gegenüber der WAZ, gut 95 Prozent der Kontakte mit den Kunden verliefen reibungslos.

Zum Hintergrund: 24 000 Menschen in Herne und Wanne-Eickel erhalten Leistungen nach dem so genannten Sozialgesetzbuch II. Im Schnitt sind das 379 Euro pro Monat, bei größeren Bedarfsgemeinschaften ist es entsprechend mehr; hinzu kommt unter anderem die Miete. Wer neu in Hartz IV ist, muss in den ersten zwei Monaten bis zu dreimal wöchentlich zum Jobcenter, anschließend gibt es in der Regel einen monatlichen Kontakt. Genau an dieser Stelle hakt es am häufigsten: 1760 der knapp 2500 Strafen wurden verhängt, weil sich die Kunden nicht wie gefordert meldeten oder Termine unentschuldigt verstreichen ließen. Vor allem Jugendliche, berichtet Weiß, seien hier betroffen. Wer wichtige Gründe für sein Fehlen vorbringe, etwa eine Krankheit, werde nicht bestraft, betont der Jobcenter-Chef.

In weiteren gut 360 Fällen wurden Strafen verhängt, weil Kunden die vom Jobcenter angebotene Arbeit ablehnten oder nicht fortführen wollten, 251-mal gab es Sanktionen, weil Hartz-IV-Empfänger Eingliederungsmaßnahmen, darunter Besuche bei der Schuldnerberatung oder Weiterbildungen – nicht antraten. Im Schnitt, sagt Weiß, wurden den Kunden pro Fehlverhalten 93 Euro abgezogen, manche traf es gleich mehrfach. Summa summarum behielt das Jobcenter dadurch über 230 000 Euro ein.

Dass die Zahl der Sanktionen gestiegen ist, überrascht Weiß nicht. Grund dafür sei nicht etwa eine sinkende Bereitschaft zur Kooperation der Hartz-IV-Empfänger, sondern der Ausbau der Kontakte zu ihnen – mit dem Ziel, sie besser vermitteln zu können. Und doch stellt er klar: „Wer Leistungen bezieht, muss auch mit uns kommunizieren.“