Herne. . Ausverkauftes Haus nicht nur in der Schalke-Arena: In der Filmwelt wurde die Partie Schalke 04 gegen Borussia Dortmund live übertragen. Alle Plätze waren besetzt: Stadionatmosphäre in Saal 5.
Wenn der S 04 gegen den BVB antritt, ist es naturgemäß schwer, an Karten zu kommen. Normalerweise überträgt die Filmwelt an den Wochenenden ja stets die Bundesliga-Konferenz in einem ihrer Kinosäle. Da am Samstag aber das Revier-Derby auf dem Programm stand, entschieden sich die Organisatoren dazu, ausschließlich diese Begegnung auf die Leinwand zu bringen – was den Nerv der Fußballfans scheinbar voll getroffen hat.
Bereits eine Dreiviertelstunde vor Spielbeginn sind Anhänger beider Lager vor dem Kino versammelt – in voller Fan-Montur, versteht sich. Und schon kurz danach heißt es auch in Herne: ausverkauft, ähnlich wie etwa 15 Kilometer weiter westlich, wo in der Schalker Veltins-Arena 61 000 Zuschauer sehnsuchtsvoll das Revierderby erwarten. Der Kinosaal Nr. 5 hingegen ist bereits eine halbe Stunde vor dem Anstoß mit etwa 210 begeisterten Fußballfachmännern (und -Frauen) gefüllt.
BVB-Fan Bastian Weigelt etwa sitzt mit seinem in schwarz-gelb geschmückten Vater erwartungsvoll in der ersten Reihe. Der 15-Jährige tippt vor der Partie 2:0 für seine Borussia, während BVB-Boss Hans-Joachim Watzke im Sky-Interview gerade über Rivalität und Eskalation schwadroniert. Von Sticheleinen zwischen den beiden Fanlagern ist im Kinosaal unterdessen nichts zu spüren. Schwarz-Gelb mischt sich unter Blau-Weiß, anders als in der prall gefüllten Schalker Arena, wo die Fangruppen strikt von einander getrennt werden. „Hoffentlich machen die es nicht so spannend“, sagt Bastian kurz vor Anstoß – bevor er sich aufgeregt in den Sitz presst.
Bereits nach 30 Sekunden hat der BVB die Führung auf dem Fuß und die Borussia-Fans im Kinosaal haben den Torschrei auf den Lippen. Zwei Minuten später scheitert Schalkes Papadopoulos mit einem Kopfball – das S 04-Lager jammert. Wenig später tobt das halbe Kino: Farfan trifft zum 1:0 für Schalke. Bei Piszczeks Ausgleich für den BVB ist es zehn Minuten später mindestens genauso laut. Das Spiel nimmt Fahrt auf, langsam kommt auch im Saal bei guten Aktionen zaghafter Applaus auf. Die Atmosphäre scheint wie im Stadion – na ja, jedenfalls fast. Die Partie ist intensiv, so empfindet es auch Bastian, dessen Puls „auf 180 ist“, wie er verrät.
Bis zur 60. Minute passiert auf Schalke nicht so viel. Das Spiel entwickelt sich zur Zitterpartie, doch die stärkeren Nerven behält am Ende der amtierende Meister aus Dortmund. Während mindestens die Hälfte des Kinosaals den 2:1-Sieg des BVB feiert, schaut der Schalker Anhang verbittert aus der blau-weißen Wäsche. „Wenigstens bleibt die Schale im Pott!“ ruft ein mit viel Selbstironie bestückter Schalker.