Herne. . Der Fahrrad-Korso des Ostermarsches Ruhr legte seinen traditionellen Stopp an der Herner Kreuzkirche ein. Um die 50 Aktive erwarteten ihn dort.

Die Leute tummeln sich auf engstem Raum. Große Trommeln und laute Gesänge am Herner Bahnhof. Erlebt die Friedensbewegung ein großes Revival an diesem Ostersonntag? Nein, es sind die Schalke Fans, die zum Spiel gegen Hannover 96 aufbrechen.

Der Platz an der Kreuzkirche ist trotzdem gut gefüllt. Hier haben die Kriegsgegner ihr Friedenslager aufgestellt. Unter dem Motto „Kein Werben fürs Töten und Sterben“ will die Herner Friedensinitiative auf die „aggressive Rekrutierungspolitik“ der Bundeswehr aufmerksam machen, sagt Edith Grams, Sprecherin der Initiative. Nach dem Ende der Wehrpflicht gehe die Bundeswehr sehr aggressiv an den Schulen vor, um junge Menschen für die Bundeswehr zu gewinnen, sagt Grams.

Um die 50 Personen warten hier auf die Ankunft des Fahrrad-Korsos, der sich seinen Weg durch Essen über Gelsenkirchen bis nach Herne und Bochum bahnt. „Die Kriegsgefahr ist nicht gebannt in Bezug auf Öl und Afghanistan. Es sind die Frauen und Kinder, die am meisten darunter leiden“, sagen Heike Borgwardt und Andrea Diekmann auf die Frage, warum sie hier sind. Auf dem Platz vor der Kreuzkirche liegen Banner auf dem Boden mit Zeitungsartikeln zum Thema Krieg, Diplomatie und Konflikte. Der Wind lässt die Papierrolle immer wieder in die Höhe steigen, genau wie die blau-weiße Friedensfahne, die am Gebäude angebracht ist.

Dann ist es endlich soweit. Mit gut 30-minütiger Verspätung kommen die Radler des Ostermarsches Ruhr in Herne an. Luftballons und Fahnen sind an den Zweirädern befestigt. Die Fahnen der „Antifaschistischen Aktion“ und der „Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands“ stechen aus der Masse heraus. Nach der Ankunft stärken sich die Radfahrer mit Kaffee und Kuchen, bevor Jonathan Röder an das Mikrofon tritt. Der 18-Jährige ist Mitglied der Landesschülervertretung NRW und spricht über den Einfluss der Bundeswehr auf die Schule und die Zivilgesellschaft. Er kritisiert die Bundeswehr, die eine undifferenzierte Sichtweise von Krieg und Konflikt in den Schulen und Bildungsstätten verbreite. Jonathan Röder spannt den Bogen noch weiter: Die Politik nutze den Krieg immer mehr, um wirtschaftliche Interessen zu fördern.

Neben dem Platz kommt eine Familie auf dem Fahrrad vorbei. Der kleine Junge fällt vom Rad. Es war das gewaltsamste Ereignis an diesem Ostersonntag.