Wanne-Eickel. . Eon will einen temporären Weiterbetrieb des Alt-Kraftwerks Shamrock in Wanne, um die Fernwärme-Versorgung auch über das Jahresende hinaus sicherzustellen. Die Politik zeigt sich alarmiert.
Das Aus für das Kraftwerk Shamrock Ende dieses Jahres erhitzt weiter die Gemüter. Für neue Nahrung hat das Oberverwaltungsgericht gesorgt, das die Stilllegung nun bestätigt hat. Die zentrale Frage also bleibt: Woher bekommen die rund 180 000 Eon-Kunden in Herne ab Anfang 2013 ihre Fernwärme? Darauf gibt es noch immer keine Antwort.
Zur Erinnerung: Eon muss seine beiden Altkraftwerke Datteln 1-3 sowie Shamrock an der Kastanienallee in Wanne abschalten. Dazu hatte sich der Energie-Riese 2006 verpflichtet – auch deshalb, um teure Nachrüstungen für den Umweltschutz zu vermeiden. Damals ging Eon davon aus, dass das neue Kraftwerk Datteln IV in diesem Jahr ans Netz geht und übernehmen kann. Weil das Projekt aber mittlerweile in der Schwebe hängt, widerrief das Unternehmen seine Stilllegungserklärung 2010. Das aber, sagte erst das Umweltministerium und nun das Oberverwaltungsgericht, ist nicht rechtens. Heißt: Das Aus für das gut 50 Jahre alte Kohlekraftwerk Shamrock, das neben Fernwärme auch Bahnstrom produziert, ist für Ende 2012 verbindlich.
Sitzen die Eon-Kunden dann in kalten Wohnungen? Die CDU-Fraktion scheint das nicht auszuschließen. „Sowohl die Versorgung mit Fernwärme als auch mit Bahnstrom steht nun auf wackligen Füßen“, kommentieren CDU-Fraktionschef Markus Schlüter und der CDU-Sprecher im Umweltausschuss, Hans-Friedrich Schulz, das Urteil aus Düsseldorf. Dieses, betonen sie, habe für „große Verunsicherung in der Bevölkerung gesorgt“.
Eon, beschwichtigt Sprecherin Franziska Krasnici seit Monaten gebetsmühlenartig, stehe zu seinen Lieferverträgen. Um die Lücke zu füllen, prüfe das Unternehmen unter anderem einen temporären Bezug von Fernwärme aus dem Steag-Kraftwerk Herne 4. Außerdem liefen Gespräche mit dem Umweltministerium, um eine temporäre Duldung eines Weiterbetriebs von Shamrock bis zur Errichtung einer Überbrückungsmaßnahme sicherzustellen: „Die Kunden müssen versorgt werden“, begründet Krasnici. Zukünftig werde Datteln 4 diese Versorgung sicherstellen.
Das bringt Dirk Gleba, Vorsitzender des Umweltausschusses, auf die Palme. „Eine Duldung darf es nicht geben“, fordert der Ratsherr von Bündnis 90/Die Grünen. Die Versäumnisse des Unternehmens dürften nicht auf den Rücken der Anwohner ausgetragen werden, auch dürfe Eon keine Drohkulisse aufbauen. Bei dem Kraftwerk sei es wie bei einem Auto: Werde es stillgelegt, weil es den Anforderungen nicht mehr entspreche, müsse sich der Besitzer um Ersatz kümmern – dürfe aber nicht auf die Duldung eines Weiterbetriebs pochen. Eon, so Gleba, habe den schwarzen Peter und die Möglichkeit, die Lieferung von Fernwärme über einen anderen Vertragspartner, sprich: über die Steag sicherzustellen. „Steag wird sich das teuer bezahlen lassen“, so der Stadtverordnete, „aber da muss Eon wohl in den sauren Apfel beißen.“
Eine Alternative dazu gibt es weiterhin: Eon könnte sein 280-Megawatt-Heizwerk, das bis zum kommenden Sommer an der Kastanienallee gebaut wird, für die Produktion von Energie einsetzen. Eon-Sprecherin Krasnici verneint einmal mehr. Öl müsse aufwendig herbeigeschafft werden, das mache ökonomisch und ökologisch keinen Sinn. Das Heizwerk soll nur bei Reparaturarbeiten in Datteln oder an besonders kalten Tagen angeworfen werden, betont sie. Darauf setzt auch Dorothea Schulte, Fraktionschefin der Grünen. Ein Dauerbetrieb des Heizwerks „würde die Anwohner unverhältnismäßig belasten“, meint sie.