Herne. .

Zum Treffen der Generationen hatte Samstag der Abiturjahrgang des Jahres 1962 die aktuellen Abiturienten des Pestalozzi-Gymnasiums eingeladen.

Die Schüler der Geschichts-, Grund- und Leistungskurse konnten sich mit Zeitzeugen der letzten 50 Jahre austauschen. Es gab viel zu erzählen, denn die Abiturienten des Jahres ‘62 sind mittlerweile um die 70 Jahre alt.

Einladung in denGeschichtsunterricht

Es begann ein bisschen steif. Mit einem Küchenbuffet, Kaffee und alkoholfreien Getränken in einem Raum des Gymnasiums am Harpener Weg. Wolf-Michael Bühlmann (70) las zunächst seine Kurzgeschichte ‘Grenzen’ aus dem Jahr 1961 vor. Damals war er 19 Jahre alt und stand kurz vor dem Abitur. Die Geschichte erzählt von dem fiktiven Besuch an der innerdeutschen Grenze, zusammen mit einem amerikanischen Freund. Eine traurige Erzählung, für die er damals eine Auszeichnung bekam. Das Kuratorium ‘Unteilbares Deutschland’ hat ‘Grenzen’ in den Sechziger Jahren prämiert.

Die deutsche Grenze, genau das Thema, das die Abiturienten des Jahres 2012 interessierte. André Wilbrandt ist 19 Jahre alt und will Historiker werden. Die Einladung des Jahrgangs 1962 nahm er gerne an: „Da ich nur Buchwissen habe, finde ich es sehr interessant zu hören, wie die Menschen es damals wirklich erlebt haben.“

Die Idee zur der Begegnung der Generationen kam dem Herner Journalisten Helge Kondring beim Klassentreffen der 1962er vor zweieinhalb Jahren: Ob sich die 50 Jahre auseinanderliegenden Abi-Klassen überhaupt etwas zu sagen hätten? 1962 war das Pestalozzi-Gymnasium noch eine reine Jungenschule. Seit 1969 werden dort auch Mädchen unterrichtet.

Irona Neziri (16) findet es gut, dass das Gymnasium heute ‘koedukativ’ ist, Jungen und Mädchen gemeinsam unterrichtet werden: Die junge Frau hat den Geschichts-Leistungskurs belegt: „Wir haben das Thema Mauerbau noch nicht durchgenommen.“ Gut so, findet sie: „Es ist etwas völlig anderes, wenn man von Menschen darüber erfährt, die damals dabei waren als von einem Lehrer, der deutlich jünger ist als die Herren, die heute hier sind.“ Damit ist wohl Geschichtslehrer Ansgar Fiedler gemeint.

Der 35-Jährige war von dem Treffen der Jahrgänge begeistert. Er nutzte die Gelegenheit, die „alten Herren“ dienstzuverpflichten und nahm ihnen das Versprechen ab, sie künftig in seinen Unterricht am Pestalozzi-Gymnasium einladen zu dürfen. Echtes Geschichtswissen kann mit Buchwissen eben nicht mithalten. Die Herren zögerten nicht lange und sagten den Unterrichtsbesuch zu. Nach dem Treffen im Gymnasium gingen die Jahrgänge wieder getrennte Wege. Die mit dem Abi ‘62 trafen sich am Samstagabend noch bei einem Schulkollegen in Horsthausen zum Feiern. So wie sie es seit 20 Jahren bei ihren Klassentreffen immer machen.