Herne. . Wie die drei Herner Autoren Brigitte Werner, Jan Zweyer und Volker Degener zu ihren Verlagen fanden: Sortiment und ein sorgfältiges Lektorat spielen eine große Rolle .

Wenn aus einem Manuskript ein Buch werden soll, beginnt die Suche nach einem Verlag. Drei erfolgreiche Herner Schriftsteller berichten über ihre Erfahrungen.

Brigitte Werner

Um die 20 Jahre war die frühere Lehrerin schon mit ihrem Kindertheater und als freie Autorin unterwegs, als sie im Magazin einer Drogeriemarktkette den Verlag „Freies Geistesleben“ entdeckte. Brigitte Werner (62) schickte den Stuttgartern ihr Kinderbuch-Manuskript, und dem Verlag gefiel die Geschichte des zornigen kleinen Zauberers. „Und dann geschah gar nichts.“ Jahre vergingen. „Irgendwann habe ich einen bitterbösen Brief geschrieben und mein Manuskript zurück gefordert.“ Etwas verlegen meldete sich der Verleger persönlich, und ab da lief es. Knapp vier Jahre nach Erscheinen steht „Kotzmotz, der Zauberer“ mit 30 000 verkauften Exemplaren auf Platz 2 der verlagseigenen Besten-Liste.

Brigitte Werner fühlt sich von dem anthroposophischen Verlag „unglaublich gut betreut“. Dank reger Werbeaktivitäten werden ihre Bücher auch überregional besprochen, der Verlag organisiert Lesungen auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig, zahlt Lesehonorare wie Reise- und Hotelkosten.

Vertrieben wird „Freies Geistesleben“ vor allem über anthroposophische Schulen, Kliniken oder Buchläden. Dort weiß Brigitte Werner Leser, „die Wert auf gute Bücher legen und bereit sind, dafür Geld auszugeben“. Reingeredet werde ihr kaum. „Mein Lektor ändert so gut wie nichts.“ Die Autorin muss weder Kotzmotz-Fortsetzungen schreiben noch jedes Jahr ein Buch herausbringen. Wenn trotzdem bald das fünfte erscheint, hat das damit zu tun, dass beide Seiten miteinander glücklich sind. Für die Autorin ein Segen: „Es ist schwieriger, einen Verlag zu finden, als ein Buch zu schreiben.“

Jan Zweyer

Dass Jan Zweyer (58) sein erstes Manuskript zuerst an Grafit schickte, war kein Zufall. Krimi und Ruhrgebiet, das passte, hatte sich der bis dato unveröffentlichte Autor überlegt, als er nach Jahren im Management mit seinem Pseudonym zu neuen Ufern aufbrach. Sollte „Glückauf Glückab“ abgelehnt werden, würde er es anderswo versuchen: „Mein Limit lag bei 30 Verlagen.“ Doch der Dortmunder Grafit-Verlag wollte ihn.

Dass der erste Krimi nicht ganz schlecht sei, hatten ihm Freunde versichert. Um so mehr staunte der Verlagsneuling, als es nach Vertragsabschluss sein Manuskript redigiert zurück bekam. „Ich dachte, ich sei der deutschen Sprache nicht mächtig. Die Seite war übersät mit Korrekturen.“ Die Anregungen der Lektorin betrafen Grammatik wie Personengestaltung, Ablauf und Kapitelstruktur. „Beim ersten Mal habe ich mich weitegehend daran gehalten“, blickt Zweyer zurück. Im Laufe der Zeit lerne man dann: „Das Lektorat ist nicht die oberste Instanz.“

Zwölf Bücher hat Jan Zweyer inzwischen bei Grafit veröffentlicht. „Ein guter Verlag“ findet er nach wie vor, an den er seine Rechte zu Veröffentlichung und Drittverwertung ohne Bedenken abgetreten hat. Neben einem sorgfältigen Lektorat gehört für Zweyer dazu, dass ein Verlag die Standards des Schriftstellerverbandes einhält. Was an Honorar darüber liegt, sei „eine Frage von Verhandlung und Marktmacht“. Newcomern rät der Schriftsteller, einen Verlag mit passendem literarischem Segment zu wählen. Vom „Krimi im Liebesromanverlag“ sei abzuraten.

Volker W. Degener

Mit nur einem Verlag kommt Volker W. Degener, nicht aus. „Ich bediene mehrere Altersschichten und Genres“, sagt der 1941 geborene Herner Autor, der vor allem durch seine Jugend- und Kinderbücher bekannt geworden ist, der aber auch Krimis und Aphorismen schreibt. Seit den 70er Jahren hat er um die 20 Bücher veröffentlicht, in bekannten Verlagen wie Rowohlt oder Arena wie in kleineren. „Ich möchte mich nicht so sehr einzwängen“, sagt Degener. Dass er sich als früherer Polizeibeamter „nicht abhängig vom Schreiben“ fühlte, kam ihm entgegen. Einen Verlagswechsel erforderten aber auch bisweilen die Umstände: „Ich habe mal Kriminalgeschichten für einen zweiten Band geschrieben, da hieß es ,Die Lektorin ist jetzt in Süddeutschland.’ Und schon steht man da.“

Degeners Einschätzung nach befindet sich die Verlagslandschaft im Umbruch. „Die Krimiszene ist ganz gut im Geschäft, alles andere bröckelt.“ Das habe auch mit Entwicklungen wie dem E-Book zu tun, die die Verlage verunsicherten. Um Kooperationen im Ausland zu nutzen, werde Autoren bereits vorgegeben, dass ein Thema „international interessant“ zu sein habe.

Öffentliche Auftritte absolviert der Schriftsteller eher notgedrungen. Lesungen, Signierstunden, Facebook-Auftritt - „das gehört zur PR-Arbeit dazu. Mir liegt das nicht so.“ Doch mit Lesungen verdiene ein Autor inzwischen mehr als mit dem Bücherverkauf. Schuld daran sind für Degener „die Fernsehgesichter“: „Ihre Bücher verstopfen Buchläden und Feuilletons.“